Das Thema «Fasten» ist kompliziert geworden. Foto: Pia Neuenschwander

«Schaut nicht finster»

Editorial von Andreas Krummenacher

Früher war alles einfacher. Ich meine sehr viel früher. Da gab es fette Jahre und magere Jahre. Fastenzeiten waren natürliche Hungerzeiten. Heute ist es komplizierter.

Um das Essen und das Essverhalten wird ein grosses Theater veranstaltet. Vegan, vegetarisch, Fleisch von der Nase bis zum Schwanz, regional, saisonal, Diäten – das bekannte Programm. Nahrung, Getränke, Süssigkeiten und Genussmittel sind im Überfluss vorhanden. Gleichzeitig soll man fasten, die Lebensgewohnheiten überdenken, innehalten. Der Gesundheit wegen, aus Respekt vor dem Göttlichen vielleicht oder weil es beim Essen und Trinken auch um globale Produktionsbedingungen, um Ausbeutung und das Wohl der Tiere geht. Es ist kompliziert.

Manchmal möchte ich einfach nur in angenehmer Gesellschaft meinen Käsekuchen essen. Oder hin und wieder in einer Pfarrei eine Fastensuppe. Das scheint mir ein sehr gutes Angebot zu sein. Alles ohne viel Aufhebens – gemäss dem sehr sympathischen Ratschlag von Jesus in der Bergpredigt: «Wenn ihr fastet, schaut nicht finster drein wie die Scheinheiligen, die ihr Gesicht verstellen, um als Fastende bei den Leuten aufzufallen. Wahrhaftig, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen. Wenn du fastest, salbe deinen Kopf und wasche dein Gesicht, damit du nicht wegen deines Fastens bei den Leuten auffällst, sondern bei Gott, dem Unsichtbaren. Gott, Vater und Mutter für dich, sieht das Unauffällige und wird es dir anrechnen.»*
 

*Bibel in gerechter Sprache, Mt. 6, 16-18

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