Dreharbeiten zum Film «Schnauze voll» von «Theater kennt keine Grenzen». Foto: Nils Baumgartner.

«Schnauze voll» - von der Bühne zum Film

Corona brachte vielen Theaterstücken das Aus. Die Junge Bühne Bern hat aus ihrem aktuellen Stück jedoch kurzerhand einen Film gedreht. Dieser wird am 25. Juni erstmals öffentlich gezeigt.

Während der Corona-Pandemie haben es viele Theaterstücke nicht auf die Bühne geschafft. Flexibel zu reagieren ist angesagt. Und so wird aus einem Theaterstück, das während fast neun Monaten erarbeitet wurde, plötzlich ein einstündiger Film. Abstandsregeln eingehalten – Kamera läuft.

von Kira Holz

Für die 17 jungen Schauspieler*innen des interkulturellen Theaterclubs «Theater kennt keine Grenzen» der Jungen Bühne Bern war es eine grosse Herausforderung: Anstatt die einstudierten Choreographien in der Gruppe live vor Publikum zu präsentieren, war plötzlich Hollywood-Ausstrahlung vor der Kamera angesagt. Ohne grosse Vorbereitung, ohne vorgegebene Texte und insbesondere ganz allein vor der Kamera zu stehen, brachten den Einen oder die Andere kurz ins Schwitzen – oder zum Lachen.

«Es war ziemlich schwierig, und irgendwie habe ich mich auch geschämt vor der Kamera zu stehen. Ich habe sogar meine Sprachkenntnisse kurz vergessen», berichtet ein Schauspieler aus Afghanistan. «Die Situation fühlte sich sehr direkt und intensiv an. Ich habe das Gefühl durch den Soloauftritt noch mehr aus mir rausgeholt zu haben», lautet eine andere Meinung über den Sprung ins kalte Filmwasser.

Das Stück «Schnauze voll» wäre die Geschichte von einer wilden und hitzigen Nacht an einer üppig gedeckten Tafel geworden. Vorgeführt in den weitläufigen Räumlichkeiten der Grossen Halle der Reitschule Bern, Kerzenlicht und Kellner inklusive. Es wäre eine Einladung zu einem fünfgängigen Menü gewesen, bei dem fünf verschiedene «Weltprobleme» im wahrsten Sinne des Wortes durchkaut werden. Vielleicht hätten die Schauspieler*innen als hochrangige Gäste an der Tafel Lösungen dafür gefunden, vielleicht auch nicht. Wir werden es nie erfahren.

Dafür werden wir im Film « Schnauze voll» sehen, wie es ist, plötzlich ganz allein bei einer Dinnerparty zu stehen und die anderen 16 Gäste einfach nicht erscheinen wollen. Sind Weltprobleme dann noch relevant, oder ist das Alleinsein und die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebensgeschichte viel näher? Wir werden verschiedene Sprachen hören und Sichtweisen auf die Welt erleben, die geprägt sind von unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Vorgegebene Texte gibt es nicht im Film, die Schauspieler*innen zeigen sich persönlich, verletzlich und ehrlich. Sie schlüpfen in Charaktere, die sie sich selbst verliehen haben und entwickeln eigene Lösungsvorschläge für die grossen und kleinen Probleme auf der Welt.

Der Film «Schnauze voll» wird am Do, 25. Juni, Fr, 26. Juni, und Sa, 27. Juni, von 20.00 bis 21.00 in der Grossen Halle der Reitschule Bern gezeigt. Reservation erforderlich:
https://junge-buehne-bern.ch/stuecke/schnauze-voll.

Der Film ist ab 25. Juni 2020 auch auf dem Youtube Channel der Jungen Bühne Bern zu sehen.


«Theater kennt keine Grenzen» (TKKG) ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Jungen Bühne Bern, Marcel Leeman physical dance, der Grossen Halle Bern und der Katholischen Kirche Region Bern. Die jungen Theaterschauspieler*innen wurden von und in den Disziplinen Schauspiel, Tanz und Soziale Arbeit unterstützt und begleitet.

 

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