Thomas Müller ist Pfarrer in Gstaadt. Foto: zVg

Thomas Müller

In der Kirche bin ich derjenige, der das Pfarramttelefon überall mitnehmen sollte und an vieles denken muss

Thomas Müller (60) ist seit 2007 Pfarrer in der Pfarrei Gstaad.

Interview: Nicole Arz

Was lieben Sie an Ihrer Tätigkeit?
Unser Glaube und unsere Kirche sind wie eine Schatztruhe, woraus ich den Menschen Angebote machen darf. Sehr oft bin ich aber auch der Beschenkte. An Pfarreiangehörigen kann ich ablesen, wie stark ein Leben aus dem Glauben ist. Schon oft bin ich selber missioniert, bekehrt und neuevangelisiert worden. Danke!

Erzählen Sie von einem berührenden Erlebnis!
Ich habe gegenüber jemandem sehr ungeschickt und abweisend reagiert. Aber die betreffende Person hat mir nichts nachgetragen und mir wie selbstverständlich eine zweite Chance gegeben, auf ihr Anliegen einzugehen.

Schildern Sie einen schwierigen Moment!
Es war in einer anderen Pfarrei. Ein Mann hat mich mehrmals aufgesucht, um mich um Rat zu bitten. Er fühlte sich von Gott verfolgt. Er litt sehr darunter. Dann (ein paar Monate später) entdeckte ich, dass er es ist, der in der Nacht am Pfarrhaus ab und zu eine Fensterscheibe einschlägt. Auf einmal (das war seine Krankheit) repräsentierte ich für ihn die Macht, von der er sich verfolgt fühlte. Ich meinte, es sei das Beste, ihn zu besuchen und mit ihm darüber zu sprechen. Das war keine gute Entscheidung. Meine Seelsorge ist an eine Grenze gestossen.

Was ist Ihnen eher lästig?
Als ich vor 40 Jahren das Theologiestudium begonnen habe, haben wir über die gleichen anstehenden Reformschritte diskutiert wie heute … Worauf vertrauen Sie in Ihrem Leben? «Gott ist treu» (2 Kor 1,18). «Gott, du Freund des Lebens» (Weisheit 11,26). «Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig» (2 Kor 12,9).

Wie leben Sie?
Ich lebe allein im Pfarrhaus in Gstaad.

 

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