Vertrauensverlust

Der Vortrag von Bischof Huonder in Fulda war eigentlich als Steilvorlage für die Familiensynode im Oktober in Romgedacht. Auch für einen rechtskonservativen Bischof gilt Meinungsfreiheit. Nur, Bischof Huonder rezipiert bloss. Er verteidigt die Sicht des Weltkatechismus von 1993 zu Ehe und Familie. Keine zeitbedingten Änderungen, ist seine Botschaft. Der Bischof von Chur reiht steinbruchartig Bibelzitate aneinander wie Gebetsperlen auf dem Rosenkranz. Damit untermauert er ideologisch die offizielle kirchliche Lehre, anstatt eine theologische Auseinandersetzung zu entwickeln. Dies ist neben der Diskriminierung homosexueller Menschen ein weiterer Skandal. Ein Theologe, der Theologie als Ideologie missbraucht und die Regeln der Exegese missachtet, zerstört Vertrauen, auf das die Kirche dringend angewiesen ist.

In seinem Vortrag kritisierte Huonder zudem mit populistischen Nebenbemerkungen den Sexualunterricht in den Schulen, die Genderlehre und das Buch «Familienvielfalt in der katholischen Kirche», das erst noch in seinem Bistum erschienen sei. Er bekam dafür von seinem Publikum Szenenapplaus. Ideologie statt Theologie schafft kein Vertrauen. Kirche zerstört sich so einmal mehr von innen selbst.

Jürg Meienberg

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