Nach 23 Jahren Schweiz zurück nach Spanien. Missionar Luis Miguel Menes Alvarez. Foto: Jürg Meienberg

Von alltäglichen Dingen

Luis Miguel Menes Alvarez, der Missionar der spanischsprechenden Menschen in Bern, reist nach 23 Jahren Einsatz in der Schweiz zurück in seine Heimat.

Nach 23 Jahren Einsatz in der Schweiz packt Luis Miguel Menes Alvarez seine Koffer. Der Priester und Missionar der spanischsprechenden Menschen in Bern reist mit dem Erreichen des Pensionsalters in die Provinz Asturien in Nordspanien zurück.


Die letzten neun Jahre ist Don Luis der Mission in Bern vorgestanden, vorher betreute er 14 Jahre lang die Mission im Kanton Aargau. Im Aargau war Don Luis für den ganzen Kanton als Einzelkämpfer zuständig. «Hier in Bern stand ich einer klassischen Pfarrei vor, mit eigener Kirche und Zentrum und dafür bin ich sehr dankbar», erzählt Don Luis. Zur Berner Mission gehören 4000 Spanier und weitere 4000 Mitglieder aus Lateinamerika: «Es sind Menschen aus 23 Nationen», lacht Menes. Die Spanier sind seit 40 bis 50 Jahren in der Schweiz. Sie sind wegen der Kinder und Kindeskinder in der Schweiz geblieben. Die ersten Migranten waren Bauarbeiter und Hilfskräfte in der Landwirtschaft, heute sind sie in allen Berufen tätig. Die Lateinamerikanerinnen dagegen sind oft mit Schweizern verheiratet », erläutert Don Luis: «viele von ihnen arbeiten als Reinigungspersonal in Haushalten, Geschäften oder Spitälern.»
Für die Spanier, sagt Don Luis, ist der Priester eine Person des Vertrauens in kirchlichen Fragen und ein Freund bei Lebensproblemen. Für die Lateinamerikaner ist der Priester wie ein Vater, ein Padre eben. «Die Religion ist bei den Lateinamerikanern im Leben integriert. Deshalb ist es wichtig, dass sie ein spanischsprechendes Angebot haben. Unsere Mission ist Leben und keine Struktur», lächelt Don Luis verschmitzt. Mit Struktur meint er die Pastoralräume der Deutschschweizer mit ihren Personalfragen. In Spanien werde Theologie nicht in den öffentlichen Universitäten gelehrt. «Theologie gibt es in Spanien nur für Priester», sagt Don Luis.


Respekt

Seit allerdings die Priesterberufungen auch in Spanien rückläufig sind, gäbe es auch dort in einzelnen Pfarreien Theologinnen und Theologen, die mitarbeiten. Don Luis nimmt eine spanische Ausgabe des Kirchenrechtes in die Hand: «Wenn sich alle an die Vorschriften hiel ten, ihre Aufgaben, die sie als PastoralassistentIn, SozialarbeiterIn, KatechetIn, Diakon oder Priester erfüllen, dann gäbe es keine Reibereien », betont er. Reibereien, die ihm manchmal im Aargau aufgestossen sind, nicht in Bern. In Bern werde bei Problemen eine Kommission gegründet, sagt er und lacht schallend. Aber er meint es ernst: «Es geht um den Respekt vor der Rolle, vor dem wichtigen Dienst, dem jede und jeder zugeteilt ist.»
Dieser Respekt sei ihm auch wichtig in der Begegnung mit allen Menschen.

Einfache Dinge

Don Luis feiert in diesem Jahr sein 40-JahreJubiläum als Priester. Warum wurde er Priester? «Das kamSchritt für Schritt. Mich traf kein himmlischer Blitz.» Er lacht: «Mein Bruder wurde Tierarzt. Unser Vater hat immer gesagt, jetzt habe ich einen Arzt und einen Priester in der Familie, ich bin gut aufgehoben.» Seinen ersten Seelsorgeeinsatz leistete er in Burundi. Da ging es vor allem um die Bereiche Bildung und Gesundheit: «Es ging um ganz alltäglich Fragen des Lebens, um einfache Dinge und im Grunde ist es auch hier in der Schweiz so. Das Wesentliche findest du nicht in den Strukturen. Das wirklich Wichtige liegt im Zwischenmenschlichen, in den alltäglichen Dingen.»


Freundlichkeit

Der Mensch heute spreche nicht zuerst über seinen Glauben, meint Don Luis, er besuche auch nicht regelmässig die Gottesdienste. Wenn man aber Vertrauen finde, wie zu einem Freund, dann seien die Fragen nach Gott, nach der Spiritualität da. Eigentlich, sagt er, gehe es nicht um die Kirche und alle ihre Vorschriften, es gehe auch nicht um den Priester, es gehe um das Leben, um die Liebe und die Menschen, die miteinander unterwegs seien. Dass sei die wahre Berufung. Die Heilige Messe sei gut, sie gebe Kraft fürs Leben, für die Liebe. Aber eine Messe, eine Kirche, die nur für sich selbst da ist, sei nichts. Der Sonntag sei für den Menschen da, und nicht der Mensch für den Sonntag, wie das Jesus einmal gesagt habe. «Gott will», glaubt Don Luis, «dass die Menschen miteinander freundlich umgehen. Ein Christ sollte Humor haben und über sich selber lachen können.» Er schaut auf seine Koffer. Packen ist nicht seine Leidenschaft. «Aber man soll sich selber nicht so ernst nehmen», meint er und – lacht.

Jürg Meienberg

Abschiedsgottesdienst
Sonntag, 11. September, 10.00 In der Kirche der Mission für die Spanischsprechenden «Buen Pastor», Ostermundigen, Sophiestrasse 5. Anschliessend Pfarreiapéro.

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