«Ich glaube, wir machen hier etwas Gutes für die Menschen», sagt der Berner Urs Trösch. Foto: Vera Rüttimann

Berner baut an Berliner Stadtkloster mit

Wie Urs Trösch aus Spiez ins Stadtkloster Berlin kam

Vor 15 Jahren zogen zwei Familien der evangelischen Communität Don Camillo aus dem Kanton Neuenburg nach Berlin, um dort das Stadtkloster Segen aufzubauen. Der Spiezer Urs Trösch war von Beginn an dabei. 

Von Vera Rüttimann

Urs Trösch’s Wohnung befindet sich im obersten Stock der Segenskirche. Von seinem Balkon aus hat er einen fantastischen Blick über die Dächer und hoch zum Turm. Mit seinen 75 Metern gehört er zu den höchsten Gebäuden in Berlin. Vom Lärm der vierspurigen Schönhauser-Allee hört er nichts. Dafür von der Musik von ganz unten im Hof. An diesem Tag wird 15 Jahre Stadtkloster Segen gefeiert, mit Gästen aus Berlin und der Schweiz.

Oft wird Urs Trösch gefragt: Ein Stadtkloster, was soll das denn sein und wer lebt hier? Zum Konvent gehören neben ihm aktuell Carsten und Ulrike Albrecht, Evamaria Bohle, Barbara und Georg Schubert und Olaf Steinmetz. Mit der «Stadtklostergemeinschaft» gibt es einen erweiterten Kreis. «Das sind Leute, die hier ihre geistliche Heimat gefunden haben», sagt der 56-Jährige. 

«Es hat mich gepackt»

Der frühere BLS-Mitarbeiter ist in Spiez aufgewachsen. Seine Geschichte mit «Don Camillo» begann 2004. In Montmirail, wo sich ein weiterer Lebensort der Kommunität befindet, machte er eine Auszeit. Dort schaute Gisbert Mangliers, Pfarrer der evangelischen Segenskirche Berlin, vorbei. Er war auf der Suche nach Leuten, die diesen Ort mit neuem Leben füllen würden. Das Projekt nahm Fahrt auf. 2007 kaufte die Kommunität die Berliner Segenskirche. Zwei Schweizer Familien zogen an die Schönhauser-Allee 161. Urs Trösch entschied sich, in der Startphase mitzuhelfen. In Berlin angekommen, habe ihn das Projekt «sofort gepackt».

«Don Camillo baut»

Zu Beginn sei er im Stadtkloster «Helfer für alles» gewesen. Später habe er von einem Kommunitätsmitglied, das zurück in die Schweiz zog, die Verantwortung über die Bautätigkeiten übernommen. Das aus dem Jahr 1908 stammende Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg von Bomben zwar weitgehend verschont. Es war jedoch stark marode. Es dauerte Jahre, bis das Gebäude grundsaniert war. Heute ist die Aussenhülle komplett saniert. Urs Trösch führt an Orte, wo die Wände noch immer porös und fleckig sind. Und doch ist viel passiert: Der Spiezer zeigt stolz die acht Gästezimmer, die Seminarräume und die moderne Küche. 

Wir machen hier etwas Gutes für die Menschen.

Urs Trösch

Nicht nur äusserlich sei gebaut worden, sondern auch innerlich. Beides gehöre für «Don Camillo» zusammen: «Es ist bauen am Gebäude und mit den Leuten, die sich hier einbringen.» Urs Trösch steht jetzt in der Dachkapelle und blickt auf Meditations-Schemmel und Klangschalen. Hier können die Besucher:innen «runterfahren». Der Berner gestaltet Angebote wie die «Abend-Besinnung» mit, die jeweils am Sonntagabend stattfindet, Filmabende und die Gesprächsabende «Aus dem Leben erzählt». Immer wieder besuchen Konfirmand:innen-Gruppen aus der Schweiz diesen Ort und werden von Trösch durch das Haus geführt. 

«Evangelisches Kloster?»

Evangelisches Stadtkloster – auch nach 15 Jahren irritiert dieser Name. Urs Trösch zählt den Gästen auf seiner Tour durch das Gebäude verschiedene Elemente auf, die für die Kommunität ein klösterliches Leben ausmachen: Die Gastfreundschaft, die Tageszeitgebete, zu denen sich alle täglich in der Kirche treffen, und die Gütergemeinschaft, die von den hier lebenden Familien und Singles getragen wird. 

Vor sechs Jahren wurde Urs Trösch selbst Mitglied der Kommunität Don Camillo. Er betont: «Mit diesem Schritt habe ich mich verpflichtet, diesen Ort durch praktische und finanzielle Entscheidungen mitzutragen. Das Teilen von Finanzen hat einen christlichen Kern. Man ist zusammen unterwegs und trägt einander.»

Urs Trösch führt die Gäste durch einen schlauchartigen Gang zum Klostergarten. Ein idyllischer Hinterhof. Er ist so gross und idyllisch, wie man es von aussen kaum erwarten würde. Unter den alten Bäumen und mit Blick auf die Hinterseite der Kirche, lässt es sich wunderbar chillen. Urs Trösch sagt: «Ich glaube, wir machen hier etwas Gutes für die Menschen.»

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