Der siegreiche Erzengel Michael. Glasfenster des Wabener Künstlers Emil Reich. Foto: Pia Neuenschwander

Michael - Wabern unter dem Engelsflügel

Michael beschützt und tröstet. Die Jahresserie #heiligbern

Es könne sehr inspirierend sein, unter dem Schutzpatronat eines Engels zu stehen, sagt Gerd Hotz, Seelsorger in Wabern. Dem heiligen Michael sind dort Glasfenster gewidmet und eine Glocke geweiht.

von Nicole Arz

«Unter dem Flügel des heiligen Erzengels Michael dürfen Sie mutig und mit Gottvertrauen Ihren Weg weitergehen», schrieb 2009 Kurt Koch, der damalige Bischof von Basel, der Pfarrei Wabern zu ihrem 50-jährigen Jubiläum.

Gerd Hotz, der heute Seelsorger in Wabern ist, ist vor anderthalb Jahren in die Pfarrei St. Michael gekommen. Davor, erzählt er, habe er von Michael eigentlich nur gewusst, dass dieser in der Westkirche sehr kriegerisch und in der Ostkirche eher menschenfreundlich, beinahe zärtlich, dargestellt werde. Und Michael sei beides: streitbar und zugleich Hoffnung schenkend. Als Hüter des Lebensbaums, Fürst des Lichts und Posaunist am Ende aller Tage mahne er uns daran, wachsam und sorgsam zu sein. Nicht das Innerweltliche und Materielle solle allen Platz einnehmen – auch das Spirituelle gehöre zum Menschsein.

Michael macht das Rennen

Als in den späten 1950er-Jahren in Wabern der Bau einer eigenen Kirche beschlossen wurde, hatte als möglicher Schutzpatron auch der heilige Georg zur Auswahl gestanden. Da aber in der Region Bern bislang noch keine Kirche einem Engel geweiht worden war, siegte Michael. Und Siegen gehört zu den Kernkompetenzen des Heiligen Michael, hat er doch sogar den Teufel in die Hölle hinabgestossen, wie die Offenbarung des Johannes berichtet. Auch die Glasfenster des Wabener Künstlers Emil Reich zeigen den siegreichen Erzengel. Jene Fenster, die der Michaelskirche erst 20 Jahre nach ihrem Bau beigefügt wurden und die heute das Eigentliche der Kirche ausmachen.

«Ich bin immer wieder fasziniert, wie durch die Glasfenster in St. Michael zu verschiedenen Zeiten das Licht einfällt und den Raum verändert», erzählt Gerd Hotz. Vielleicht brauche es diese Offenheit, nicht zu verbissen an die Dinge heranzugehen, sondern engelsgleich zu kämpfen und zu trösten, aber auch zur Wahrheit zu stehen. Und ab und zu eine Engelsfeder zu erhaschen.

Glockengeläut und Inspiration

Auch im Glockengeläut der Michaelskirche schwingt Engelhaftes mit: Die Glocken im freistehenden Turm tragen die Namen der drei Erzengel Michael, Gabriel und Raphael.

Es könne von inspirierender Bedeutung sein, unter dem Schutzpatronat eines Engels zu stehen, erzählt Gerd Hotz. So habe er in den letzten Monaten vermehrt gespürt, wie die Leichtigkeit der Engel einen berühren könne, wenn sie ihre Botschaften «sanft in unsere ‹Seelenohren› einflüsterten». Es tue gut, sich auf sie einzulassen, – «einfach auch schwebend loszulassen und das Ernste und Schwere aus anderer Distanz zu betrachten».

Und was wäre heute die Aufgabe eines Erzengels Michael? «Ich glaube», so Gerd Hotz, «die tröstende Seite den Menschen zuzuwenden und uns die Rettungsleiter zum Himmel, zum Menschen und zum göttlichen Leben zuzuwerfen.»


Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

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