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Wann herrscht Frieden?

Aki-Kolumne von Marco Schori

Seit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine werden die verschiedensten Handlungsmöglichkeiten in der Öffentlichkeit diskutiert, die der Weltgemeinschaft zur Verfügung stehen, um diesen Krieg wieder zu beenden. Von Sanktionen über Lieferungen von Hilfsgütern oder Waffen bis hin zu militärischen Eingriffen wurden bereits viele Optionen medial verhandelt. Das Ziel ist dabei immer klar: Der Krieg soll aufhören. Das ist angesichts der aktuellen Lage auch ganz klar ein erster Schritt, der gemacht werden muss.

Aber besteht Frieden lediglich in der Abwesenheit von Gewalt oder Krieg? Damit wir auf einen Frieden hinarbeiten können, müssen wir uns auch darüber Gedanken machen, was es eigentlich heisst, dass Frieden herrscht. In den philosophischen Debatten rund um den Pazifismus wird zwischen negativem und positivem Frieden unterschieden.

Der negative Frieden besteht in der eben erwähnten Abwesenheit von Gewalt oder Krieg. Der positive Frieden besteht hingegen, wenn kooperative und harmonische Beziehungen gepflegt werden. Ist Frieden in diesem positiven Sinn überhaupt denkbar?

Die Kriegshandlungen sind noch in vollem Gange, und ein solches Ziel scheint in unerreichbarer Ferne zu liegen. Somit ist es auch verständlich, in einem ersten Schritt zu versuchen, wenigstens die Gewalt zu beenden und so negativen Frieden zu stiften. Erst danach kann ein Prozess beginnen, der einen umfassenderen, positiven Friedensbegriff im Blick hat. Dieser Prozess wird langwierig sein und muss beinhalten, dass Gerechtigkeit hergestellt und gesetzliche Ordnung eingehalten, respektive deren Bruch geahndet wird.

Nur so kann ich mir einen Frieden vorstellen, der diesen Namen auch verdient hat. Er kann ohne Gerechtigkeit und Durchsetzung von gesetzlicher Ordnung, beziehungsweise Völkerrecht, nicht gedacht werden. Bereits in der Antike gab es ein Bewusstsein für die Verbindung dieser drei Konzepte: Die drei Göttinnen Eirene (Frieden), Dike (Gerechtigkeit) und Eunomia (gesetzliche Ordnung), sind Schwestern und die Kinder des Göttervaters Zeus, der unter anderem für Macht steht. Die Mutter der dreien ist die Titanin Themis, welche die Gerechtigkeit, die Sitte und die Ordnung verkörpert.

Marco Schori, Praktikant Gerechtigkeit

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