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Warum gerade ich?

Gedanken aus der Inselspitalseelsorge

Viele unter uns werden diese Frage schon einmal gestellt haben: Warum musste gerade mich eine schwere Erkrankung treffen, oder warum passierte mir dieser Velounfall, an dem ein anderer Schuld hatte?

Wir erfahren solche Ungleichheiten im Lebenslauf immer wieder. Hie und da scheint uns ein Grund vorzuliegen, warum uns oder jemand anderen ein Schicksal ereilt hat. So führen wir eine Erkrankung zum Beispiel auf erbliche Vorbelastung oder bei Umweltkatastrophen auf beispielsweise schlechten Hochwasserschutz zurück. Manchmal erleichtert das den Schrecken, und wir können das schlimme Ereignis leichter ertragen. Aber oft genug hadern wir und fragen: Warum hat der Schicksalsschlag gerade mich oder unsere Familie oder meinen besten Freund getroffen?

Auch der gläubige Mensch kann daran verzweifeln. Die Psalmen der Bibel sind voll dieser Fragen: Warum geht es den anderen so gut, während ich leiden muss? Habe ich nicht immer ein gutes Leben geführt? Die Fragen sind. uns nicht fremd. Und von Gott kommt manchmal keine Antwort, wenn wir hoffnungsvoll beten.

Ich halte inne und versuche, einen Weg zu finden. Wie gehen wir und andere mit diesen bohrenden Fragen um?

Wir erfahren sicher eine Erleichterung, wenn wir mit jemandem darüber sprechen können. Wenn wir unseren Zweifeln und Selbstanklagen Raum geben können. Wenn wir zusammen eingestehen, dass das Suchen nach Gründen unsere Lebenskraft blockieren kann. Wir kommen dann vielleicht zu ganz anderen Fragen: Wie kann ich nach vorne sehen und meine Gedanken auf das ausrichten, was vor mir liegt? Worauf kann ich mich (trotzdem) freuen? Ich wünsche uns allen Kraft für diesen Blickwechsel!

Isabella Skuljan, kath. Seelsorgerin

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