Nicola Mohler. Foto: Pia Neuenschwander

Selbst ausgesuchte Familie

Nicola Mohler, Redaktorin bei der Zeitung «reformiert.», über Freundschaft

In der Passionsgeschichte geht es um tiefe Freundschaft, die dennoch mehrfach enttäuscht wird. Was verstehen Zeitgenoss:innen unter Freundschaft? Ein Beitrag zu unserer Osterserie «Freundschaft».

von Nicola Mohler*

Im März habe ich meinen 40. Geburtstag mit Freund:innen und Familie gefeiert. Während wir tanzten und auf das Leben anstiessen, wurde mir bewusst, wie privilegiert ich bin, diese Freund:innen in meinem Leben zu haben.
Klar, Freundschaft ist nicht gleich Freundschaft. Ich bin nicht mit allen gleich eng befreundet. Ich habe beste Freundinnen, Schulfreunde, Urlaubsfreunde. Zu jedem Einzelnen pflege ich eine andere Beziehung. Die eine Freundschaft ist nicht besser als die andere. Jede ist einzigartig.
Da ist etwa der Freund aus dem Studium. Ein paar Mal im Jahr treffen wir uns auf ein Feierabendbier. Der Gesprächsstoff geht uns selten aus. Dann die Freundin aus dem Nahen zVgOsten, die ich noch gar nicht so lange kenne. Trotzdem reiste sie extra aus dem Libanon an mein Geburtstagsfest. Und da sind die drei besten Freundinnen. Wir kennen uns seit der Kindheit. Wir teilen Geheimnisse, wir lachen und weinen zusammen. Wir können auch einfach dasitzen, ohne viele Worte. Freundschaften betrachte ich nicht als selbstverständlich. Sie treten zufällig in unser Leben. Sie aber müssen wir hegen und pflegen. Freund:innen sind Familie, die wir uns selber aussuchen. Antike Philosophen waren überzeugt: Wer keine Freunde hat, hat auch kein gutes Leben. Ich glaube, sie haben recht. Denn Freund:innen bereichern das Leben ungemein.

* Nicola Mohler hat Arabistik studiert und mehrere Jahre im Nahen Osten gelebt und gearbeitet. Sie gehört zur Redaktion der Zeitung «reformiert».
 

Zum Weiterlesen:
Was ist Freundschaft? Vier Menschen erzählen..  

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