«Freundschaft ist mir das kostbarste in meinem Leben.» Ute Knirim. Foto: zVg

Du bist mir kostbar

Die Theologin Ute Knirim über Freundschaft

In der Passionsgeschichte geht es um tiefe Freundschaft, die dennoch mehrfach enttäuscht wird. Was verstehen Zeitgenoss:innen unter Freundschaft? Ein Beitrag zu unserer Osterserie «Freundschaft».

von Ute Knirim*

Freundschaft ist mir das Kostbarste in meinem Leben. Je älter ich werde, desto mehr spüre ich, dass meine Freund:innen von jeher meine Ersatzfamilie waren und sind. Daher bin ich froh, dass ich auch Freund:innen habe, die keine eigene Familie haben. In Singlefreundschaften ist die eigene Bedürftigkeit und das Füreinander da sein intensiver spürbar.
Manchmal nervt es mich, wenn ich das Gefühl habe, ich rufe viel öfter an, ich muss wieder das Zugpferd sein, wenn es darum geht, gemeinsame Unternehmungen zu planen. Ich sehe aber recht schnell darüber hinweg. Die Tiefe einer Freundschaft lässt sich nicht nur an der gegenseitigen Anzahl der Telefonanrufe oder Whatsapp-Nachrichten messen. Ich messe sie an dem Gefühl, das mich überkommt, wenn ich in die Wohnung meiner Freund:innen trete: Hier darf ich sein und bin willkommen.
Freund:innen, egal ob single oder verheiratet, prägt immer etwas Zukünftiges untereinander: Wovon träumen wir? Was planen wir? Wovor haben wir Angst? Wann werden wir uns wiedersehen? Wenn nur noch über Vergangenes gesprochen wird, dann existiert keine Zukunft, in der die Freund:innen Platz haben.
Zu Weihnachten, zum Geburtstag oder zu anderen Anlässen schreibe ich meinen Freund:innen Briefe in selbstgefalteten Umschlägen mit schönen Briefmarken. Ich schreibe bei der Adresse Für statt An. Damit will ich sagen: Du bist mir kostbar.

* Ute Knirim ist Theologin und Pfarreiseelsorgerin in Köniz, Wabern und Kehrsatz.

 

Zum Weiterlesen:
Was ist Freundschaft? Vier Menschen erzählen..   

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