Entscheidende Zeit: Maya Abt. Jürg Meienberg
Arbeitsbündnis. Peter Neuhaus. Pia Neuenschwander

Was passiert eigentlich in einer Paarberatung?

Es gibt zahlreiche verschiedene Ansätze für Paarberatung und viele Fantasien und Vorstellungen, was in einer Paarberatung passiert.

Auf unserer Fachstelle Ehe-Partnerschaft- Familie erwartet unsere KlientInnen in etwa Folgendes: Zu Beginn des ersten Gesprächs geben wir Informationen über die Fachstelle und die jeweilige Beratungsperson ab. Unsere Rolle beschreiben wir als neutral und bieten uns als Unterstützung bei der Zielklärung und -erreichung an. Dies alles dient den Klienten und Klientinnen als Klärung, ob sie für sich am richtigen Ort sind. Danach erfragen wir eine Kurzfassung über die Biografie der Einzelnen und der Beziehung. So erhalten wir ein minimales Bild über die Lebenswelten und Bezüge der Paare. Wichtig sind in der Folge Fragen über Erwartungen, Motivationen, Hoffnungen und Befürchtungen der Einzelnen in Bezug auf die Beratung. Was sind die Ziele, wie ist dorthin zu gelangen, wer kann dazu in welcher Form beitragen? Häufige Ziele sind: Verbesserung der Beziehungsqualität, Klärung «gehen oder bleiben», Verbesserung der Kommunikation, Konflikte anders lösen. Und was erfolgt daraus für ein Auftrag an die Beratungsperson? Wenn die Aufträge unterschiedlich sind, gilt es einen «3. Weg» zu suchen? Alles Bisherige dient allen Beteiligten als Entscheidungsgrundlage, ob sie nun ein Arbeitsbündnis eingehen wollen.

FAQs …
Im weiteren Prozess sind nun folgende Methoden und Fragen angebracht: wer leidet worunter, fühlt sich wo unverstanden? Wie könnte eine mögliche Lösung aussehen? Welche Lösungsversuche wurden schon gemacht und mit welchem Effekt? Wie erklären sich die Einzelnen die aktuelle Situation und welche Bedeutung geben sie ihr. Worüber wird z.B. immer wieder gestritten? Nach welchen Mustern laufen Konflikte ab? Welche Bedürfnisse und Anliegen liegen eigentlich dem Streit zugrunde? Wie ist das Handeln des einen mit dem Handeln des anderen verknüpft? Wie war die Beziehung zu Beginn? Was braucht die Beziehung, damit es ihr besser geht? Wie sieht die gewünschte Beziehung aus? Wie kann mit Unterschiedlichkeit und mit Unentschiedenheit umgegangen werden? Als roter Faden zieht sich durch die Beratung auch die Gewichtung der positiven Anteile und Stärken des Paares: Was ist gut an der Beziehung, was ist anerkennenswert am Partner, was haben wir schon gemeinsam geleistet, erreicht, einander ermöglicht?

Wo das Entscheidende passiert
Die entscheidende Zeit ist diejenige zwischen den Beratungsgesprä. chen, wenn Paare im Alltag etwas ausprobieren und Erkenntnisse umsetzen. Die Veränderungen und Auswirkungen werden im darauffolgenden Beratungsgespräch thematisiert. Die Beratungsperson leitet die Gespräche und stellt Fragen – beides in einer Form, welche der Zielerreichung dienen sollen. Sie bietet dem Paar z.B. auch andere Sicht- und Herangehensweisen an, stellt Hypothesen zur Diskussion, schlägt Experimente vor, spürt mit dem Paar destruktive Muster auf und stellt Forschungsresultate und Modelle zur Verfügung. Soweit dieser Einblick – ein mit Sicherheit nicht vollständiger Versuch als Beitrag zu etwas mehr Transpaarenz rund um dieses Thema. Und damit wir doch nicht ganz berechenbar werden: Manchmal läuft es auch ganz anders; oder wir greifen zu ganz anderen Methoden – wie z.B. der Protagonist im Buch «Die Wunderübung» von Daniel Glattauer (2014), Deuticke-Verlag, Wien.

Maya Abt und Peter Neuhaus

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