Endlich auf der Bühne - die Benefiz-Gala macht die heimlichen Träume der Schwestern wahr. Fotos: zVg/Simon Schwab

Wenn Nonnen die Waldbühne rocken

Premiere des Broadway-Musicals «Non(n)sens» im Freilichttheater Moosegg

Das Freilichttheater Moosegg feierte am Mittwoch die Premiere des Broadway-Musicals «Non(n)sens». Der künstlerische Leiter Simon Burkhalter pustete in seiner Mundart-fassung den 80er-Jahre-Staub vom Skript und spielt Schwester Amnesia selbst, die am Schluss Maria Paul heisst.

Von Christina Burghagen

Seit es Klöster und Ordensleute gibt, zerbrechen sich Menschen den Kopf darüber, wie es wohl hinter diesen dicken Mauern zugeht. Gerüchte und Witze gibt es reichlich, die der Komponist und Autor Dan Goggin in seinem Musical «Nunsense» aus dem Jahr 1986 auf die Spitze treibt.

Das Freilichttheater Moosegg mit Regisseur Martin Schurr nahm sich diesen Broadway-Erfolg her, um ein facettenreiches und überdrehtes Musikstück mit zahllosen Lachchancen auf den Waldboden des Theaters zu bringen. Die Handlung ist schnell erzählt:

Das Käsefondue erwies sich als Salmonellensuppe, sodass es 52 Schwestern des Klosters dahingerafft hat. Doch fünf Nonnen haben es überlebt, weil sie im Nachbar-Kloster Poker gespielt haben, als das verseuchte Fondue serviert wurde. Das gewonnene Geld reichte immerhin für 48 Beerdigungen, doch die restlichen verblichenen vier Schwestern lagern in einer Kühltruhe, bis die Kosten für ihre Beisetzung aufgebracht werden können. Dazu veranstalten die Mutter Oberin (Martina Loy), Schwester Hubert (Linda Trachsel), Schwester Robert-Anne (Stefanie Verkerk) , Schwester Leo (Helen Hefti) und Schwester Amnesia (Simon Burkhalter) ein Benefizkonzert.

Kapriolen und brillante Stimmen

Das Pointengewitter liess nicht lange auf sich warten, und das Publikum hatte an der Premiere alle Ohren voll zu tun, um alle Anspielungen mitzubekommen. Doch die dicht gesäten Lacher bewiesen, dass hier nicht der Nonnenwitz, sondern ausgefeiltes, professionelles Schauspiel seine Wirkung zeigte. Jede(r) der Schwestern träumte einst auf der Bühne zu stehen – als gefeierte Tänzerin, Sängerin, Show-Star oder Schauspielerin.

Demgemäss bringen sie sich mit ihrem sonst verborgenen Talent in die Benefiz-Gala ein und leben endlich mal ihr Innerstes aus. Mutter Oberin schnüffelt gar am «Klosterfrau-Melissengeist-Fläschchen» und dreht tränenlach-verdächtige Kapriolen. Die Inszenierung mit rundum professionellen Agierenden geizte zudem nicht mit brillanten Singstimmen. Doch auch die sprachlichen Färbungen kamen an und reichten von Berndeutsch über Bühnendeutsch bis hin zum Schwäbischen.

Zeitgemässe Version

Der künstlerische Leiter und Schwester Amnesia-Darsteller Simon Burkhalter griff zusammen mit Regisseur Martin Schurr in die Urfassung ein. «Das Original war darauf aus, niemanden zu verletzen und kam recht brav daher», erzählte Burkhalter in einem Gespräch. Verletzt würde in der Moosegg-Version auch niemand, dafür seien Passagen aber dem Zeitgeist entsprechend aktualisiert worden. «Es ist heute glücklicherweise nicht mehr möglich, minutenlang über ‹Hottentotten› zu schwadronieren, deshalb haben wir diese Dialogteile rausgenommen», erklärte er.

Zudem würden in der Goggin-Version über weite Strecken Nonnenwitze erzählt, auf die sie verzichtet hätten. Einzig dieser Witz blieb stehen: «Eine Nonne schiebt einen Kinderwagen. Fragt jemand: ‹Klostergeheimnis?’ Sagt die Nonne: ‹Nein, Kardinalsfehler!›»

Auf die Reeperbahn

Die Rolle der Schwester Amnesia mit einem Mann zu besetzen, habe sich bei der Bearbeitung entwickelt, so Burkhalter. Weil ihr einst ein Kruzifix auf den Kopf gefallen war, steht die Gute etwas neben den Schuhen. Doch als sie bei der Benefiz-Gala auftritt, kommen die Erinnerungen wieder.

Schwester Amnesia erzählt der Mönchshandpuppe Klibylius (in Anlehnung an Kliby und Caroline) in einer Ballade, dass sie sich von Herzen gewünscht hätte, auf der Reeperbahn in Hamburg eine gefeierte Dragqueen zu werden – so wie Olivia Jones. Und sie weiss wieder, wie sie wirklich heisst: Maria Paul! Zum Schluss passt der Originaltext wieder, denn Mutter Oberin ruft: «Bei Gott ist alles kunterbunt! Seid ihr bereit dazu?»

 

Hinweis: Aufführungsdaten Musical «No(n)sens», Freilichttheater Moosegg, 20., 21., 22., 23., 24., 25., und 26. Juni 2022, jeweils 20.15 Uhr

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