Der FC Weltreligionen Bern hier beim Training, spielt am 1. März im Wankdorf. Foto: zVg

Wenn sich Religionen den Ball zuschieben

Der FC Weltreligionen Bern spielt am 1. März im Wankdorf

Heimspiel für den FC Weltreligionen Bern: Am Dienstagabend, den 1. März, tritt er an im Berner Wankdorf gegen den FC Nationalrat. Bei ihrer letzten Partie gab es ein Unentschieden. Auch diesmal?

Von Marcel Friedli

Sorge zum Ball tragen: Auf diesen Nenner bringt Coach Ludwig Spirig-Huber die Taktik des FC Weltreligionen Bern gegen den FC Nationalrat. «Wir wollen nicht blindlings nach vorne spielen. Den Ball in unseren Reihen zirkulieren lassen. Mal nach hinten, mal nach vorne – um dann das entscheidende Loch finden. Wie in der Politik», sagt er in Anspielung auf die Gegner:innen, die sonst auf dem politischen Parkett taktieren und sich nicht in kurzen Hosen auf dem grünen Rasen tummeln.

Ludwig Spirig-Huber und seine Kicker:innen freuen sich auf das Spiel. «Im Heimstadion zu spielen, das ist ein aussergewöhnliches Erlebnis. Wir kennen das Stadion sonst nur von den Zuschauerrängen her. Fantastisch, auf dem Wankdorfer Rasen zu dribbeln.»

Angesprochen auf die Chancen seines Teams, lässt sich Ludwig Spirig-Huber nicht in die Karten schauen. Macht auf Understatement, wenn er sagt: «Wir haben in letzter Zeit nicht so oft und intensiv trainieren können, wie es wünschenswert wäre. Das Spiel kommt für uns zu einem ungünstigen Zeitpunkt.»

Vollkommen offen sei die Ausgangslage. «Wir haben wenig Infos über unsere Gegner. Ich hoffe, dass wir ihnen ebenbürtig sind.»

Auf der Bümplizer Bodenweid, bei der letzten Begegnung, war das so. Damals, vor acht Jahren, teilten sich die beiden Teams die Punkte mit einem 2:2-Remis. Doch bei der Neuauflage stehen sich vollkommen veränderte Teams gegenüber. Coach Ludwig Spirig-Huber wird einen Trumpf zücken: In seiner Mannschaft laufen auch Frauen ein. «Vielleicht», so hofft er, «gibt das den Ausschlag.»

Ein Zeichen setzen

Sich den Ball zuspielen, statt ihn einander abjagen: Dies ist das Leitmotiv beim FC Weltreligionen Bern, bei dem Christ:innen, Jüd:innen und Muslim:innen mitspielen. «Der Fussball», sagt Ludwig Spirig-Huber, «hilft, miteinander ins Gespräch zu kommen. Durch ihn lernt man sich kennen und wagt, Fragen zu stellen, zu denen man sonst vielleicht nicht den Mut hätte.» 

Der Sport animiere, aufmerksamer zu werden. «Natürlich spielen wir während des Ramadans oder an einem jüdischen Feiertag nicht.» Auch wolle man ein Zeichen setzen: Dass man im übertragenen Sinn nur himmlische Tore erzielen kann, wenn der Teamspirit spielt und man alle einbezieht.

Den FC Weltreligionen Bern gibt es seit zwölf Jahren. Ludwig Spirig-Huber war einer der Mitgründer. Inspiriert wurden sie von drei Faktoren: zum einen vom Fussballfieber der EM 2008 in der Schweiz. Zum anderen vom FC Religionen, dem Zürcher Pendant. Und last but not least: von der hitzigen Debatte um Minarette. «Gemeinsam Fussball zu spielen», ist er überzeugt, «kann mithelfen, hitzige politische Diskussionen zu besänftigen und zu relativieren.»

Muslim als Präsident

Der Match, der am Dienstag, 1. März, um 19.15 angepfiffen wird, ist das letzte Spiel von Ludwig Spirig-Huber. Vor seinem Einsatz auf der Trainerbank war er Spieler und Präsident. Aktueller Präsident ist der Muslim Muveid Memeti.

Ludwig Spirig-Huber ist in der katholischen Szene kein Unbekannter: Zwölf Jahre war er Redaktor beim Pfarreiblatt Luzern. Und acht Jahre arbeitete er als Kommunikationsbeauftragter der Katholischen Kirche Region Bern. 

Der Eintritt für das Spiel des FC Weltreligionen Bern gegen den FC Nationalrat vom 1. März ab 19.15 ist kostenlos.

 

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