"Auferstehung" heissen nur fünf Gemeinden im deutschsprachigen Raum. Dabei sei dies doch der Kern des Glaubens, sagte Martin Werlen in Konolfingen. Foto: Steve Wenger

Echter Austausch führt Menschen in die Kirche

Martin Werlen spricht an der Festwoche in Konolfingen.

«Kirche im Umbruch – Höre auf zu beben! Bereite dich zu leben!» So hiess ein Referat von Martin Werlen, dem ehemaligen Abt des Klosters Einsiedeln. Er sprach an der Festwoche zum neuen Pfarreizentrum der katholischen Kirche Auferstehung in Konolfingen. 

Von Christina Burghagen 

Er habe weder Konolfingen gekannt, noch von der Pfarrei Auferstehung gehört, startete Martin Werlen seinen Vortrag humorig. Er spreche Hochdeutsch, denn Dialekt erfordere Intelligenz, dies wüssten alle Walliser, wie er selbst. Es gäbe nur fünf Gemeinden mit dem Namen Auferstehung im deutschsprachigen Raum. Dabei sei die Auferstehung doch der Kern des Glaubens, wunderte er sich. «Auferstehung macht Sinn, wenn vorher etwas nicht funktioniert», sinnierte der Referent, «so tritt etwas in eine neue Dimension». 

Werlen will an eine Wirklichkeit glauben, die grösser ist als alles: «Was uns in diesen Zeiten beschäftigt, Krieg, Pandemie, Wirtschaftslage oder persönliche Sorgen, es ist nicht das Letzte!» Niemand müsse stehenbleiben, auch die Kirche nicht. Und er erzählte von der Mystikerin und Dichterin Silja Walter, deren geistiger Begleiter er war. Sie habe gefragt: «Ist hinter allen Dingen, die scheinbar nicht gelingen, einer der mich liebt?» Dies meine genau die weitere Dimension, die wir heute alle brauchten.


Schöpfung in Geburtswehen 

Werlen schmunzelte, er habe es nie zum klassischen Gemeindepfarrer gebracht. Doch wenn er sich gewisse Predigten anhöre, gratuliere er innerlich jedem, der sie nicht hören müsse – denn: «Stellen Sie sich vor, Jesus feiert mit seinen Jüngern Gottesdienst. Würden die alle starr sitzen bleiben und weder miteinander sprechen noch lachen?» Die Kirche müsse sich bewegen. «Wenn wir uns echt miteinander austauschen, dann kommen mehr Menschen in die Kirche!» Die jetzige Gestalt der Welt werde vergehen, denn die Schöpfung liege bis zum heutigen Tag in den Geburtswehen.  

«Wenn ich neue Räume wie hier sehe, sehe ich Menschen, die weiterdenken als ich es gewohnt bin», verriet der 60-Jährige und schaute sich im neuen Pfarreisaal um. «Die Fenster und Lampen in den Schrägen öffnen den Blick nach oben. Künstler können uns helfen zu verstehen, wo Sprache aufhört.» Um dies zu bekräftigen, stellte Martin Werlen einen Lautsprecher auf und spielte für die rund 50 Gäste die 2. Sinfonie von Gustav Mahler ab, die Auferstehungs-Sinfonie. «Wenn jemand stirbt, der mir nahesteht, höre ich diese Sinfonie», verriet er, «dann weiss ich: Es ist alles da, es hat alles Platz!»  

Gott als Hebamme und Mutter 

«Wie kann das Charisma der Frauen in der Kirche mehr bewirken?» fragte eine betagte Dame. Martin Werlen erinnerte daran, dass die Bibel zahllose Frauenbilder kennt: Gott als Hebamme, Gott als Mutter … Allerdings gebe es nicht genug weiblichen Einfluss. Neben einem Heiligenfest für Maria werde jetzt immerhin eines für Maria Magdalena gefeiert. Benediktiner Martin Werlen schloss sein feinsinniges Referat mit einem Rat: «Nehmt die Auferstehung als Impuls für euer Leben, in der Kirche werdet ihr ja immer daran erinnert!»

 
Aus Pfarrhaus wird Unterrichtssaal 

Die alten Räumlichkeiten der Kirche an der Inselistrasse platzten aus allen Nähten. Nun wurde aus dem früheren Pfarrhaus mit Büros ein Saal samt Unterrichtsraum für 120 Menschen an Tischen und 150 bei Konzerten. Zudem eignet sich die Küche nun für Catering. Der Saal ist offen für alle, wobei kirchliche Veranstaltungen Vorrang haben und vermehrt stattfinden sollen. 

Der neu angebaute Saal bietet eine Fläche von rund 150 Quadratmetern. Für dieses Projekt wurde ein Baukredit von 2.35 Millionen Franken aufgenommen. Die Bauabrechnung liegt noch nicht vor, denn es sind noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen. Ein knappes Jahr wird die gesamte Bauzeit in Anspruch nehmen. Die Planung für den Erweiterungsbau lag in den Händen von Architekt Reto Brünisholz von der SHS Architekten AG Thun. 

Während der Eröffnungswoche des neuen Zentrums war am 7. September der Benediktiner Martin Werlen zu Gast. Der ehemalige Abt des Klosters Einsiedeln leitet seit zwei Jahren die Probstei im österreichischen St. Gerold, einer kirchlichen Begegnungs- und Bildungsstätte.

 

  

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