Impressionen einer Weihnachtsmusical-Probe. Foto: Pia Neuenschwander

Wie das Kamel endlich Heu fand

Weihnachtsmusical von Doris Hagi

In Bremgarten kommt ein Weihnachtsmusical zur Aufführung. Die Kinder wählen darin selber eine Rolle, die auf sie zugeschnitten ist. Dann erst schreibt Doris Hagi, Co-Gemeindeleiterin, das Stück.

Interview: Sylvia Stam / Fotos: Pia Neuenschwander

«pfarrblatt»: «Die Könige und das sture Kamel» heisst Ihr Musical. Das klingt märchenhaft. Ist die Weihnachtsgeschichte ein Märchen?

Doris Hagi (lacht): Ich schreibe eine Rahmengeschichte, die wie ein Märchen klingt und über die biblische Geschichte hinausgeht. Mein Ziel ist es, mit dieser Weihnachtsbotschaft die Herzen der Menschen zu berühren. Natürlich ist die biblische Geschichte kein Märchen, aber sie ist unglaublich: Gott schickt seinen Sohn in die Welt, mitten unter uns Menschen. Das ist für uns kaum fassbar, insofern durchaus magisch.


Eine wichtige Figur ist das Kamel Mustafa.Wie begehrt war diese Rolle?

Nur ein Junge wollte dieses Kamel spielen, und die Rolle passt perfekt zu ihm! Zuerst habe ich jeweils den Titel und eine Idee für die Geschichte. Per Mail informiere ich die Kinder, welche Rollen vorgesehen sind und worum es in etwa geht. Erst wenn die Kinder ihre Rollen gewählt haben, schreibe ich das Stück. Ich kann dann berücksichtigen, dass einzelne Kinder längere Textpassagen mögen, andere wollen lieber kürzere.


Kommt es vor, dass mehrere Kinder dieselbe Rolle möchten?

Alle, die spielen wollen, können mitmachen. Die Rollenverteilung geht interessanterweise immer auf. Selten wollen zwei dasselbe spielen. Die Kinder suchen sich jeweils die Rolle aus, die auf sie zugeschnitten ist. Sie können wählen zwischen Rollen mit oder ohne Text, oder sie singen nur im Chor mit.

Gab es auch Rollen, die schwer zu besetzen sind?

Zuerst hat sich niemand für die Maria gemeldet. In diesem Fall habe ich mir ein alternatives Szenario überlegt: Die Kinder könnten zu Beginn sagen: «Niemand hat sich gemeldet für die Maria, was machen wir jetzt?» Eines der Kinder würde antworten: «Komm, wir fragen, ob ein Kind aus dem Publikum die Maria spielen möchte.» Diese Maria wäre dann mitgelaufen, und Josef hätte ihr die Worte in den Mund gelegt. Aber zum Glück hat sich doch noch eine Maria gefunden.


Ihre Geschichte beginnt in der Familie eines der drei Könige. Wie entsteht so eine Geschichte?

Das diesjährige Musical setzt sich aus früheren Stücken zusammen. Eines meiner ersten hiess «Das bockbeinige Kamel». Aus den Königen wurde eine Königsfamilie, weil sich keine drei Könige gemeldet haben. Die Ideen fliegen mir zu, in Gedanken sehe ich die Kinder vor mir, manchmal inspiriert mich ein Bilderbuch.

Aber die konkreten Kinder sind ein entscheidendes Element.

Ja, wenn ich sie kenne, fällt es mir umso leichter, etwas zu schreiben. Ich kenne die Kinder aus den Gottesdiensten oder von Familienanlässen und inzwischen von früheren Weihnachtsmusicals. Dieses Jahr spielen drei unserer Enkelkinder mit. Insgesamt sind es 14 Kinder vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse.


Im Stück wird die Plattform booking.com erwähnt. Bauen Sie bewusst solche modernen Elemente ein?

Wenn die Kinder das gut bringen, wird das Publikum an dieser Stelle lachen. Das Stück soll unterhalten und dazu beitragen, dass die Leute diesen Gottesdienst leichter, fröhlicher, beschwingter verlassen, als wie sie hereingekommen sind. Auch das wiederholte «I hätti lieber Heu» des Kamels soll die Leute zum Lachen bringen.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Die Kinder sind immer voll Begeisterung dabei! Meistens kennen sie bei der zweiten Probe den ganzen Text. Dann können wir wirklich gestalten. In den letzten Jahren wurde es immer eine hochstehende Darbietung. Der Abend selber ist berührend, für mich, für die Kinder, die Eltern und alle, die dabei sind. Die Kirche ist auch jedes Mal rappelvoll.


Was, wenn ein Kind seinen Text vergisst oder aus der Rolle fällt?

Das kommt fast nie vor. Die Kinder kennen mit der Zeit den Text der anderen auch auswendig. Sie helfen sich dann gegenseitig. Es ist zudem immer eine erwachsene Person mit dem Textheft da, die soufflieren kann.

Ihr Mann und Ihre Töchter wirken ebenfalls mit.

Das Weihnachtsmusical ist immer eine Co-Produktion von meinem Mann Johannes Maier und mir. Sein Erstberuf ist Zimmermann, daher kümmert er sich um die Kulissen. Die eine Tochter ist als Katechetin Oberstufe angestellt und hilft bei den Proben mit, die andere begleitet die Lieder mit der Violine.

«Die Könige und das sture Kamel» Doris Hagis Weihnachtsmusical wird im Familiengottesdienst vom 24. Dezember ab 17.00 in der Kirche St. Johannes, Bremgarten b. Bern, aufgeführt. Doris Hagi (57) leitet zusammen mit ihrem Mann Johannes Maier die Pfarreien St. Franziskus/Zollikofen und Heiligkreuz/Bremgarten b. Bern. Ihr Erstberuf war Chorleiterin, ehe sie mit 40 Jahren Theologie studierte. Sie ist Mutter von fünf Kindern und Grossmutter von fünf Enkelkindern. Doris Hagi / Foto: zVg

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