Über Tee-Rugby, Kinderchampagner und nächtliche Befreiungsaktionen. Zu Besuch im Jubla-Lager der Pastoralräume Lyss und Biel.
von Sylvia Stam
Auf Kommando laufen alle los. Yannis, 14, gibt Vollgas und rennt voraus, das gegnerische Team stürzt sich auf ihn und versucht, ihn aufzuhalten. Derweil läuft sein Teamkollege Julian, 19, ruhig und gänzlich unbehelligt auf die gegnerische Blache zu. In der Hand auf seinem Rücken liegt ein Teebeutel. Denn Ziel dieses «Tee-Rugbys» ist es, drei Teebeutel auf die Blache des Gegenteams zu legen.
Wir sind im Sommerlager der Jubla Lyss-Biel, das dieses Jahr in Les Breleux JU stattfindet. Doch halt! In Wahrheit befinden wir uns in Gallien, in jenem letzten gallischen Dorf, das sich der römischen Besatzung widersetzt. Denn das Lager steht unter dem Motto «Asterix und Obelix». Miraculix, der Druide, soll verschwunden sein, wurde der Journalistin mit ernster Miene erzählt. Heute sind die jungen Gallier:innen in Britannia, darum das Spiel mit den Teebeuteln.
Schoggi-Bananen und Rimuss
18 Kinder zwischen 6 und 14 Jahren aus den Pastoralräumen Lyss und Biel wohnen während zehn Tagen zusammen mit rund 12 Leiter:innen in einem kleinen Zeltdorf am Waldrand. Das Programm beginnt an diesem Sonntag mit einem Brunch, nachdem die Gallier:innen in der vorangegangenen Nacht Gefangene aus dem römischen Lager befreit hatten.
Am Buffet werden sie nun mit frischen «Züpfe», Müesli, Rösti aus einer riesigen Wokpfanne und auf Wunsch mit einem Spiegelei verköstigt. «Das Essen!», antworten Soé, 9, Sebastian, 11, und Norin, 9, denn auch als Erstes auf die Frage, was ihnen am Jubla-Lager am besten gefalle. Sie erzählen von Schoggi-Bananen, die im Feuer erwärmt wurden, und Burgern, von Rimuss, dem alkoholfreien Kinderchampagner, aber auch von Älplermagrone und Chili con Carne. Y
annis kommt seit 2018 jedes Jahr ins Sommerlager. «Hier bin ich weit weg vom Alltag. Und obschon wir viel unternehmen, fühle ich mich nach dem Lager immer fitter als vorher.» Er kann sich denn auch vorstellen, später als Lagerkoch wiederzukommen. Dies umso mehr, als er eine Kochlehre machen möchte.
Kindern etwas weitergeben
Davin, 12, überbrückt die Zeit zwischen dem Brunch und dem Spielblock mit einem Diabolo. Durch kleine Bewegungen des Stöckleins in seiner rechten Hand bringt er es zum Rotieren. «Je schneller es dreht, desto kontrollierter fliegt es», erklärt er, wirft das Diabolo hoch und fängt es mit gespannter Schnur wieder auf. «Wenn man viel übt und nicht aufgibt, geht es immer besser.» Er weiss, wovon er spricht, hat er das Diabolospiel doch erst hier im Lager gelernt.
«Ich möchte das, was ich selber als Kind erlebt habe, auch anderen Kindern ermöglichen», begründet Laila, 25, ihre Motivation, im Lager als Leiterin zu wirken. Die Gymnasiallehrerin ging selbst sei seit der 3. Klasse in die Jubla. Auch Svenja, 19, die in der Küche mithilft, ist seit Kindsbeinen Jubla-Mitglied.
«Der Kontakt zu den Kindern ist erfrischend», sagt die angehende Heilpädagogin. Beide erwähnen die guten Beziehungen innerhalb des Leitungsteams. «Das ist fast wie eine Familie, die man so sonst nirgends findet», sagt Svenja. Und wie zur Bestätigung will Lukas, 10, unbedingt noch ergänzen: «Wir haben echt Spass, immer!»