Ein ganzes Jahr lang haben uns die Fragen und Antworten «Im Weinberg Gottes» begleitet. Fast 50 Menschen, die in irgendeiner Form für die Kirche arbeiten, hatten sich bereit erklärt, mitzumachen und haben uns dadurch viele interessante, manchmal unerwartete Einblicke in ihren Arbeitsalltag gewährt.
von Nicole Arz
Die Befürchtung, die im Vorfeld im Raum gestanden hat, die stets gleichen Fragen könnten zu immer gleichen – zumindest sehr ähnlichen – Antworten führen und damit recht schnell langweilen, hat sich nicht bewahrheitet – die Antworten fielen individuell aus. Oder anders gesagt: Es arbeiten zwar alle im Weinberg, aber jeder hat dort etwas anderes zu tun … Engagiert und ehrlich haben die Seelsorgenden, Kommunikationsleute, Friedhofsgärtner, Abwarte, Pfarreisekretärinnen, Webbetreuer, Ordensleute, Lektorinnen, Dekanats- und Bistumsmitarbeitenden und viele mehr den Fragebogen ausgefüllt.
Liest man die Interviews noch einmal am Stück durch, kristallisiert sich bei aller Unterschiedlichkeit dennoch ein gemeinsamer Nenner heraus: Geschätzt wird der Kontakt und die Arbeit mit Menschen. Seien das Kranke, behinderte Menschen, Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, Menschen aus verschiedenen Generationen und Kulturkreisen oder anderen Religionen, Angehörige und Trauernde. Die weitverbreitete Scheu vieler Menschen und die Berührungsängste, wenn es um Schicksale anderer geht, scheint es hier nicht zu geben. Im Gegenteil – oft mag genau dieses Interesse am Mitmenschen Motivation sein, den auch bei der Kirche geprägten Berufsalltag aus Routine und Sitzungen durchzuhalten und oft wird es als schlimm empfunden, dass in diesem Regelwerk die christliche Nächstenliebe an ihre Grenzen stossen muss: Nicht allen Menschen, die um Hilfe suchen, kann geholfen werden, nicht allen Fragenden geantwortet, nicht um alle Nöte kann sich gekümmert werden. Auch schubladenhaftes Denken oder die Tatsache, dass man sich oft rechtfertigen muss, wenn man bei der Kirche arbeitet, erschweren den Berufsalltag.
Dass der «Weinberg» viele Leserinnen und Leser gefunden hat, haben nicht nur die Webstatistiken gezeigt, sondern auch die zahlreiche Resonanz von allen Seiten. Mit vielen Interviewpartnerinnen und -partnern hatte ich persönlichen Kontakt, traf mich zum Fototermin. So ergaben sich für mich kleine Reisen und persönliche Neuentdeckungen von Städten, Dörfern und Kirchen in den landschaftlich unterschiedlichsten Regionen – und vor allem auch bei unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen: So stapfte ich im Tiefschnee zur Marienkirche nach Bern oder zum Pfarreizentrum in Interlaken. Biel, Solothurn und Huttwil präsentierten sich bei grauem und kaltem Hochnebelwetter und in letzten Altschneeresten. Auf dem Schlosshaldenfriedhof in Bern war es zwar sonnig, aber kalt und kahl. Auch in Langnau, Lyss und Ostermundigen zeigte sich der Frühling noch sehr verhalten. Vereinzelt hatten sich Magnolien und erste Krokusse in den Gärten geöffnet. Dafür blühten bei den Salesianerinnen in Bern die Tulpen und die Spalierbirnen. Und in Münchenbuchsee beim Lindenhus war die Linde bereits sommergrün.
Empfangen wurde ich immer freundlich. Oft gab es nebst Kaffee und zugehörigem Kränzchen Einblicke in Arbeit und Arbeitsplatz. Der Weinberg wurde greifbar und meine Bilanz ist eine positive: Im Weinberg Gottes wird gearbeitet und die Menschen, die diese Arbeit tun, tun sie gerne.