«Sakramente sind wie Brunnen. Ich finde sie vor und darf vertrauen, dass das Grundwasser immer da ist, das alles am Leben hält. Ich kenne den Zugang, aber schöpfen muss ich das Wasser selber.» Barbara Kückelmann Foto: Maxime Bouffard, unsplash

«Wo sind wir so ansteckend, dass andere dazugehören möchten?»

Das Ringen um den richtigen (Firm-)Weg

Wenn der Entscheid der Eltern zur Taufe zu meinem Entscheid für ein christliches Lebensmodell wird, dann ist das Firmung. Ein Mensch wird also nicht automatisch, etwa durch Familientradition, zur Christin oder zum Christen.

von Barbara Kückelmann

In der frühen Kirche waren Taufe und Firmung ein Sakrament, das erwachsene Frauen und Männer gefeiert haben. Sie waren begeistert von der Art und Weise, wie Christ:innen gelebt haben. Was sie ausgestrahlt haben. Sie wollten dazu gehören. Es war eine bewusste Entscheidung.

Seither sind Jahrhunderte vergangen. Vieles hat sich verändert. Die Lebensumstände, die Menschen und darum auch die Kirche. Irgendwann war es richtig, bereits Kinder zu taufen. Deshalb ist das ursprünglich eine Eintrittssakrament aufgeteilt worden: Taufe, Kommunion und Firmung werden heute in verschiedenen Etappen gefeiert.

Sakramente sind wie Brunnen. Gemauerte, befestigte Zugänge zum Wasser. Brunnen finde ich vor, ich muss das Brunnenloch nicht selber graben. Andere haben das vor mir getan. Sie haben den Zugang zu frischem Wasser gesichert. Das Wasser, das ich dringend zum Leben brauche, fliesst in der Tiefe. Ich darf vertrauen, dass es immer da ist, dieses Grundwasser, das alles am Leben hält. Ich kenne zwar den Zugang, aber schöpfen muss ich das Wasser selber. Da ist ein Brunnen, kein Wasserhahn.

Dabei hilft mir, dass ich am Brunnen andere treffen kann. Sie sind durstig wie ich, mit mir trinken sie vom köstlichen Wasser, gemeinsam erfrischen wir uns für die nächste Etappe des Weges. Ein Mensch wird nicht automatisch, etwa durch Familientradition, zum Christen. Die bewusste Entscheidung gehört weiterhin dazu. Wenn Kinder getauft werden, treffen ihre Eltern diese Entscheidung. Ein Kind soll Teil dieser Bewegung sein, die dem Gott des Lebens vertraut und in der Nachfolge von Jesus lebt. Und wie bei allen Entscheidungen, die Eltern für ihre Kinder treffen, kommt der Moment, in dem die Kinder sagen, was sie von der Entscheidung ihrer Eltern halten.

Kinder werden grösser, setzen sich mit ihren eigenen Fragen auseinander. Deshalb ist es notwendig, dass sich getaufte Kinder einmal aus eigener Überzeugung entscheiden, zu dieser Kirche dazuzugehören. Der Entscheid der Eltern zur Taufe wird zum eigenen Entscheid für ein überzeugendes Lebensmodell. Das ist Firmung. Erst mit diesem Schritt ist die Aufnahme in die kirchliche Gemeinschaft abgeschlossen.

Hauptsache gefirmt! Noch oft wird so argumentiert, wenn es darum geht, wirklich gute, angemessene Wege der Firmvorbereitung und Firmfeier zu finden. Wovor haben wir eigentlich Angst? Möglicherweise lassen sich nicht mehr alle und noch nicht einmal die Mehrheit firmen. Vielleicht entsteht so aber ein ehrlicheres Bild. Ein Bild, das den Anfängen des Christentums und der Kirche sehr nahekommt. Damals war das Christentum kein Massenphänomen, Kirche eher eine Nische. Es brauchte eine echte Entscheidung, um Teil dieser Bewegung zu werden.

Deshalb ringen wir heute in vielen Pastoralräumen um richtige, angemessene Wege in der Firmvorbereitung. Darin zeigt sich eine Kirche in Bewegung. Was passt für heutige Menschen? Wie gelingt es uns heute, den Spirit von Jesus Christus erfahrbar werden zu lassen? Wo sind wir denn so ansteckend, dass andere dazu gehören möchten, unbedingt, zu dieser grossen Bewegung für ein Leben in Fülle?


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