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Wörter nähren – Rätsel bleiben

Kolumne aus der Inselspitalseelsorge

Staub
wie kann ich
wörter nähren
damit sie
rätsel bleiben
und nicht
kaum berührt
zerfallen
Romie Lie

Romie Lie erhielt 2010 den Literaturpreis des Kantons Bern für ihren Lyrikband «Aufwind», aus dem das Gedicht «Staub»  stammt.

Wie kann ich Wörter nähren? fragt Romie Lie. Ich höre, dass diese Wörter gefährdet sind und offenbar etwas brauchen. Es scheinen wichtige Wörter zu sein, persönlich wichtig gewordene. Kurt Marti seinerseits hat sich einen Wortwarenladen angelegt. Das sind Listen, in denen er neugeprägte Wörter sammelte, die ihm beim Lesen begegnet waren. Wörter, die er für werthielt, sie aufzuschreiben, und sich vielleicht wunderte über ihre Eigenheit. Wörter – gefährdet zu Staub zu verfallen, kaum werden sie berührt. Fragil. Rätsel zu bleiben, würde ihnen guttun. Was mir ein Rätsel bleibt, mit dem werde ich nicht fertig. Es fordert mich immer wieder heraus, bringt neue Fragen. Ich kann es zwischendurch auch gut sein lassen. Doch wird es mir auch wieder begegnen.

In allem Wandel finde ich auch den Wunsch nach Pflege, nach Gedeihen, nach Beitragen zur Chance, lebendig zu bleiben, dynamisch zu werden. Und Aufräumarbeit zu erledigen. Wenn die Zeit reif ist, werde ich dazu bereit sein.

Wie kann ich Wörter nähren? Ich lege mir im Advent einen Wörtergarten an. Ich nehme das Gedicht von Romie Lie mit und fange mit dem Bild vom Garten an. Ich versuche, für mich herauszufinden, wie ich Wörter nähren kann. Ich will entdecken, welche Wörter ich in meinem Garten bereits vorfinde und welche ich dann noch hinzubringe.

Pfrn. Ingrid Zürcher, ref. Seelsorgerin

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