Bietet einmal im Jahr einen Kurs zum Thema «Zivilcourage» an: Lukas Meili. Foto: Pia Neuenschwander

Innehalten und genau hinsehen

Zivilcourage lässt sich lernen

Zivilcourage lasse sich definitiv lernen, sagt Lukas Meili von der Fachstelle Prävention, Kinder- und Jugendarbeit in Köniz. Sie sei effektiv, besonders im Kampf gegen Rassismus – handeln sei erlaubt.

von Luca D'Alessandro

Zivilcourage bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, in Situationen einzuschreiten, in denen Unrecht geschieht. Zum Beispiel, wenn es um rassistische Vorurteile und Ausgrenzung geht.

Einmal pro Jahr bietet Lukas Meili von der Fachstelle Prävention der Gemeinde Köniz gemeinsam mit der gemeindeübergreifenden Organisation «gggfon – Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus» und der reformierten Kirchgemeinde einen Kurs zum Thema an. Dieser stösst auf breites Interesse und wird von Menschen jeden Alters besucht.

«Durch die Auseinandersetzung mit Rassismus ergibt sich ein Lerneffekt. Denn es braucht eine gewisse Sensibilität, Situationen, die einem im Alltag auffallen, zu erkennen und richtig einzuschätzen», sagt Lukas Meili.

Alle können aufmerksam sein

Welche Reaktionen in bestimmten Situationen angemessen sind, lässt sich nicht in jedem Fall unmittelbar feststellen. Wichtig ist laut Lukas Meili, dass «wir uns als Gemeinschaft so engagieren können, dass es allen gut geht.»

Jede:r könne aufmerksam sein und anhand eigener Wertehaltungen erkennen, wann bestimmte Äusserungen deplatziert sind. «Wie würde ich meinem Kind diskriminierendes Verhalten erklären?» Wer sich diese Frage stellt, traue sich vermutlich eher zu handeln oder auf eine rassistische Äusserung zu reagieren. Das erfordere gute Kenntnis über sich selbst und die eigene Handlungsfähigkeit. «Nur so lässt sich eruieren, ob und wie ich eingreifen will und kann. Wer feststellt, keinen konstruktiven Beitrag leisten zu können, darf sich für einen Moment zurücknehmen und Optionen überlegen.»

Zusammen ist mehr möglich

«Zivilcourage bedeutet nicht immer das grosse dramatische Einschreiten in bestimmten Situationen», sagt eine ehemalige Kursteilnehmerin auf Anfrage. «Sie beginnt damit, innezuhalten und genau hinzusehen. Oder sie kann darin bestehen, jemanden in ein Gespräch zu verwickeln, um von einem bestimmten Verhalten abzulenken.»

Zivilcourage könne auch bedeuten, weiterzugehen und die Polizei zu verständigen. «Wertvoll scheint mir, sich vor dem Einschreiten mit anderen zu verbünden – nicht nur, weil man zusammen stärker ist, sondern weil sich gemeinsam mehr Ideen und Möglichkeiten ergeben.» Sei es in einer Situation unmittelbar nicht möglich zu handeln, könne man auch eine Fachstelle kontaktieren. «Dafür sind wir da. Wir bieten Unterstützung an», hält Lukas Meili fest.

Signalwirkung erzielen

Es geht darum, sich über die eigenen Handlungsoptionen im Klaren zu sein, im Sinne von: «Da will ich jetzt etwas tun – und ich weiss auch was. Oftmals sind wir im Moment eines Ereignisses überfordert», erläutert Lukas Meili. Es sei nicht das Ziel, aus einer Auseinandersetzung oder Diskussion als Sieger:in hervorzugehen, sondern zur Entschärfung einer Situation beizutragen. Dazu eignet sich zum Beispiel ein lauter «Stopp-Ruf» in der Gruppe oder die Platzierung einer Ich-Botschaft wie «Ich bin mit Ihrer Bemerkung nicht einverstanden» oder «Ich finde, Ihr Verhalten ist nicht korrekt.» Damit lasse sich bereits eine bedeutende Wirkung erzielen.

«Denn», so Lukas Meili, «wenn man auf eine diskriminierende Äusserung keine Reaktion zeigt, signalisiert man ja, dass man diese toleriert – auch wenn das nicht der Fall ist.»

 

Mehr über Zivilcourage
Der Kurs «Zivilcourage» in Köniz findet voraussichtlich wieder am 27. Januar 2025 statt. Weitere Infos: Lukas Meili, Fachstelle Prävention, Kinder- und Jugendarbeit: lukas.meili@koeniz.ch, 031 970 95 14.
«Zivilcourage – Einschreiten statt wegsehen», Kurs von Amnesty International, 26. April, 13.00 bis 17.00, Bern.

Berner Aktionswoche gegen Rassismus
Das Thema Zivilcourage ist auch während der 14. Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus vom 16. bis 23. März 2024 aktuell. Ihr Ziel ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit zum Thema «Rassismus in verschiedenen Lebensbereichen». Mit mehr als 50 Veranstaltungen liegt der Fokus diesmal auf «Schule und Bildung».

 

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.