Von Gabriela Englert, Katechetin, Thun

Gott im Spiel (Godly Play) ist ein Konzept, das zum spielerischen Entdecken von Bibel und Glauben einlädt. Entwickelt wurde die Methode von J. W. Berryman auf der Grundlage der Montessori-Pädagogik. Godly Play wurde von Martin Steinhäusern zu Gott im Spiel (GiS) weiterentwickelt. GiS ist nicht nur für Kinder, sondern für Menschen jeden Alters gedacht. Die Geschichten werden sehr einfach und auf das Wesentliche reduziert erzählt. Daher eignet sich diese Methode auch gut für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung.

Die biblischen Geschichten werden, mit eigens dafür hergestelltem Material, «spielend» erzählt. Die Figuren werden bewegt, auf Filzuntergrund, Sand oder Erde. Im Anschluss an die Geschichte folgt das Ergründungsgespräch, in dem alle eingeladen sind, Fragen wie «Ich frage mich, was euch am besten gefallen hat?» oder «Ich frage mich, was könnte wohl das Wichtigste sein?» zu beantworten. Gerade diese Fragen ermöglichen den Teilnehmenden eine persönliche Auseinandersetzung mit der Geschichte, ihrer Botschaft und ihrem eigenen Glauben. Die Ergründungsphase bietet eine Plattform für alle, sich frei von Kommentaren oder Kritik zu äussern. Es gibt kein richtig oder falsch, alle Antworten sind ein Zeichen dafür, dass im Inneren viel passiert ist.

In der anschliessenden Kreativphase können die Teilnehmenden das, was in ihrem Inneren passiert ist, verarbeiten: durch Zeichnen, mit dem Geschichtenmaterial spielen oder durch Gestalten. GiS ermöglicht es auch kirchenfernen Personen, sich mit Glaubensfragen auseinanderzusetzen. GiS berührt und bewegt. Ich bin Godly Play das erste Mal an einem Kennenlerntag begegnet. Seither bin ich begeistert von dieser Art, biblische Geschichten zu erzählen. Allerdings hat mich GiS am Anfang irritiert. Einerseits faszinierte die Methodik, andererseits wirkte sie befremdlich: Es will geübt sein, mit Figuren zu spielen und gleichzeitig die Geschichte dazu zu erzählen.

Für meine erste Darbietung habe ich Moses, meine Lieblingsgeschichte, gewählt. Das Erzählen dauerte 30 Minuten und die Kinder waren die ganze Zeit absolut still. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Kinder sich ganz auf die Geschichte einlassen konnten. Meine Erfahrung ist, dass sich durch diese Methode biblische Geschichten und ihr tiefster Grund – das Geheimnis Gottes –, Kinder und Erwachsene auf eine einfache Art und Weise mit ihrem Leben und Glauben verbinden können. Ab Herbst bieten wir in der Kirchgemeinde Thun regelmässig GiS-Abende für Kinder an.

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