Dominique Jeannerat, Priester

Der Wolf findet Schutz beim Lamm, der Lahme springt wie ein Hirsch, das trockene Land blüht wie eine Lilie, Völker schmieden ihre Schwerter zu Pflugscharen um – der Advent ist für mich vor allem die Zeit, in der die Verheissungen der Propheten neu ertönen.

Es ist aber auch die Zeit, in der ich spüre, wie viel meine eigene Hoffnung einer Stärkung bedarf. Der Advent ist zudem die Zeit für eine neue Begegnung mit Johannes dem Täufer. Gerne möchte ich mich bei ihm in die Wüste zurückziehen, damit das Wort Gottes dort in der tiefen Nacht neue Wurzeln schlagen kann. Aber in meinem Alltag passiert genau das Gegenteil! Mein Adventskalender ist übervoll mit Terminen. Gewiss feiere ich die Liturgie von ganzem Herzen. Aber das adventliche gesellschaftliche Gehetze wird mir immer fremder.

Das Weihnachtsfest stellt mich vor eine neue Herausforderung. Es geht darum, zu glauben, dass sich die prophetischen Utopien in der Geburt eines armen Kindes erfüllen!

Einen Neugeborenen betrachten ist das einzige Gegenmittel, das uns die Heilige Nacht gegen eine entmenschlichte Welt anbietet. Aber auch da passiert etwas Befremdendes: Im öffentlichen Raum wird das neugeborene Kind neben allen weltlichen Symbolen des Festes kaum noch dargestellt … Nur im Abseits kann Gott zur Welt kommen. Unwillkürlich wiederholt sich heute dasselbe Szenario wie vor 2000 Jahren.

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