Sabine Müri, Busfahrerin Bernmobil

Den Advent erlebe ich als tröstliche Zeit. Die besondere Beleuchtung vielerorts hilft mir über manche Müdigkeit im Spätdienst hinweg.

An Weihnachten arbeite ich gern, unter anderem, weil es mich daran erinnert, dass Gott mir in meinem Alltag nahekommt. Er sucht nicht den besonderen Event, um mich anzusprechen, er bricht in meine Welt ein – wie damals bei den Hirten in der Nacht, bei Josef und Maria in der Sorge um eine Übernachtungsgelegenheit und bei den Gelehrten in der suchenden Bestätigung ihrer Beobachtungen und Berechnungen.

So bete ich oft für meine Fahrgäste, dass Gott auch sie anspricht: «Friede mit dir, mein geliebter Mensch, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.» Der Feierabendverkehr braucht immer Nerven. An Heiligabend höre ich öfter ein Dankeschön oder bekomme von Fahrgästen gar ein «Präsentchen».

Weihnachten umfasst für mich Geschichten, Tannenbaumduft, Kerzenglanz und Guetzli, wie in meiner Kindheit. Und ich erinnere mich daran, dass Gott einmal von «oben» herabgestiegen ist und immer noch in unsere «Menschlichkeiten» hinabsteigt.

Diese innige Zeit mit dem Gott, der mir seinen Lebensatem eingehaucht hat, beisst sich mit der Vorstellung von Weihnachten als Familienfest, an dem es mitunter lärmig zu- und hergeht, die Kinder auf die Geschenke schielen und es zu Unstimmigkeiten kommen kann. Dann wünsche ich mir, dass Gott das mit einem lauten «Frieden!» übertönt.

Aber Frieden kann man nicht schreien, nur flüstern. Und um das zu hören, muss man still sein. Das ist für mich Weihnachten.

zurück

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.