Alle Fotos: P. Bernd

Papst Franziskus klagt Mächtige an

AKTIONSGRUPPE DES PASTORALRAUMES AN DER KLIMADEMO IN BERN IM EINKLANG MIT FRANZISKUS

Aktionsgruppe des Pastoralraumes an der Klimademo in Bern im Einklang mit Franziskus

Die grosse Klimademo in Bern am 30. September war ein eindrucksvolles Zeugnis von Menschen und zivilgesellschaftlichen, politischen, kirchlichen und antifaschistischen Gruppen für eine grundlegende Veränderung der Welt, in der wir leben. Der Zusammenhang von Folgen des Klimawandels, der Verantwortlichkeit der Reichen für diese Misere und der evidente Zusammenehang mit der Frage nach sozialer Gerechtigkeit, Teilhabe der Ausgeschlossenen und Beendigung aller ausbeuterischen Verhältnisse wurde auf Transparenten, in Reden und Kommuniqués deutlich. - Wie die Wahrheit der Verhältnisse umgelogen wird, klagt Papst Franziskus in seinem jüngst erschienenen apostolischen Schreiben "Laudate Deum" an (4. Oktober 2023): „Der ethische Verfall der tatsächlichen Macht wird durch Marketing und falsche Informationen verschleiert, die nützliche Mechanismen in den Händen derer sind, die über größere Mittel verfügen, um durch diese die öffentliche Meinung zu beeinflussen“ (LD 29).

Leider ist die Klimakrise nicht gerade eine Angelegenheit, die die großen Wirtschaftsmächte interessiert, die sich um den höchstmöglichen Profit zu den geringstmöglichen Kosten und in der kürzestmöglichen Zeit bemühen.

Und er kritisiert den Mangel an Ernst derer, die alle Möglichkeiten hätten, wirksame Schritte des Umdenkens zu gehen: „Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, „Grünes“, Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird. Geben wir endlich zu, dass es sich um ein in vielerlei Hinsicht menschliches und soziales Problem handelt. Deshalb bedarf es einer Beteiligung von allen“ (58). In Bezug auf die manchmal radikal verlaufenden Proteste von Gruppen stellt der Papst fest, dass sie „eine Lücke in der Gesellschaft als Ganzer füllen, die einen gesunden ‚Druck‘ ausüben müsste, denn es liegt an jeder Familie, zu bedenken, dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel steht“ (58).

Der ethische Verfall der tatsächlichen Macht wird durch Marketing und falsche Informationen verschleiert.

Papst formuliert mit Blick auf die COP28 (Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention: Dezember 2023 in Dubai) seine Hoffnung, dass „verbindliche Formen der Energiewende“ hervorgehen werden, die effizient, verpflichtend und leicht zu überwachen seien (59). „Hoffen wir, dass diejenigen, die sich einbringen, strategisch fähig sind, an das Gemeinwohl und an die Zukunft ihrer Kinder zu denken statt an umstandsbedingte Interessen einiger Länder oder Unternehmen. Mögen sie auf diese Weise den edlen Charakter der Politik sichtbar machen und nicht deren beschämende Züge. An die Mächtigen erlaube ich mir erneut diese Frage zu richten: ‚Warum möchte man heute eine Macht bewahren, die in die Erinnerung eingehen wird wegen ihrer Unfähigkeit einzugreifen, als es dringend und notwendig war?‘“ (60).

Warum möchte man heute eine Macht bewahren, die in die Erinnerung eingehen wird wegen ihrer Unfähigkeit einzugreifen, als es dringend und notwendig war?

Am Ende seines Schreibens erinnert er daran, dass es um eine Engagement geht, das aus dem christlichen Glauben erwächst und er ermutigt sogar und ermutigt „die Brüder und Schwestern anderer Religionen, dasselbe zu tun“ (61). „Die jüdisch-christliche Weltanschauung besteht auf dem besonderen und zentralen Wert des Menschen inmitten des wunderbaren Konzerts aller Lebewesen“ (67). „Sämtliche Geschöpfe des Universums sind, da sie von ein und demselben Vater erschaffen wurden, durch unsichtbare Bande verbunden, und wir alle bilden miteinander eine Art universale Familie, eine sublime Gemeinschaft, die uns zu einem heiligen, liebevollen und demütigen Respekt bewegt“. „Dies ist kein Produkt unseres Willens, sondern hat einen anderen Ursprung, der an der Wurzel unseres Daseins liegt, denn durch unsere Leiblichkeit hat Gott uns eng mit der Welt, die uns umgibt, verbunden“ (68).

In diesem Sinne haben die Frauen und Männer aus der bilingualen Aktionsgruppe, einer mir dem Pastoralraumrat verbundenen Untergruppe, in Bern an der Klimademo vom 30. September teilgenommen. Dies mit zwei Transparenten: "Opfert nicht unsere Erde für Gie rund Profit! Wandel jetzt!" "Keine Klimapolitik auf dem Buckel der Armen! Wozu bin ich bereit?" Die Engagierten haben zusammen mit vielen anderen Christ:innen gezeigt, was es heisst, Wort Gottes zu verkündigen. Sie wissen sich auch durch die Worte des Papstes unterstützt. Am 30. September haben sie sich mit tausend Menschen in Gebet, Gesang und Statement in der offenen Kirche Heiliggeist auf die Demo eingestimmt.

Fotos: P. Bernd

Weitere Zitate aus Laudate Dominum von Papst Franziskus:

„Leider ist die Klimakrise nicht gerade eine Angelegenheit, die die großen Wirtschaftsmächte interessiert, die sich um den höchstmöglichen Profit zu den geringstmöglichen Kosten und in der kürzestmöglichen Zeit bemühen“ (13).

„Ich sehe mich gezwungen diese Klarstellungen, die offenkundig erscheinen mögen, aufgrund bestimmter abschätziger und wenig vernünftiger Meinungen vorzunehmen, die ich selbst innerhalb der katholischen Kirche vorfinde. Aber wir können nicht mehr daran zweifeln, dass der Grund für die ungewöhnliche Geschwindigkeit dieser gefährlichen Veränderungen eine unbestreitbare Tatsache ist: die gewaltigen Entwicklungen, die mit dem ungezügelten Eingriff des Menschen in die Natur in den letzten zwei Jahrhunderten zusammenhängen“ (14).

„Nie hatte die Menschheit so viel Macht über sich selbst, und nichts kann garantieren, dass sie diese gut gebrauchen wird, vor allem wenn man bedenkt, in welcher Weise sie sich gerade jetzt ihrer bedient ... Es ist überaus gefährlich, dass sie bei einem kleinen Teil der Menschheit liegt“ (23). Leider sei, wie die Atombombe lehre, „das enorme technologische Wachstum nicht mit einer Entwicklung des Menschen in Verantwortlichkeit, Werten und Gewissen einhergegangen“ (24).

„Die Logik des maximalen Profits zu den niedrigsten Kosten, verschleiert als Rationalität, als Fortschritt und durch illusorische Versprechen, macht jede aufrichtige Sorge um das gemeinsame Haus und jede Sorge um die Förderung der Ausgestoßenen der Gesellschaft unmöglich. In den letzten Jahren konnten wir sehen, dass die Armen, die von den Versprechungen so vieler falscher Propheten verwirrt und entzückt sind, manchmal selbst auf die Täuschung einer Welt hereinfallen, die nicht zu ihren Gunsten aufgebaut wird“ (31)

„All dies setzt voraus, dass ein neues Verfahren der Entscheidungsfindung und der Legitimierung dieser Beschlüsse umgesetzt wird, weil das vor mehreren Jahrzehnten eingerichtete Verfahren nicht ausreicht und nicht effektiv zu sein scheint“ (43). Nötig ist letztlich „eine Art größere ‚Demokratisierung‘ auf Weltebene, damit die verschiedenen Situationen wahrgenommen und einbezogen werden können. Es wird nicht mehr hilfreich sein, Institutionen aufrechtzuerhalten, die die Rechte der Stärksten wahren, ohne sich um die Rechte aller zu kümmern“ (43).

Internationale Verhandlungen könnten „keine namhaften Fortschritte machen aufgrund der Positionen der Länder, die es vorziehen, ihre nationalen Interessen über das globale Gemeinwohl zu setzen. Diejenigen, welche unter den Folgen leiden werden, die wir zu überspielen suchen, werden an diesen Mangel an Gewissen und an Verantwortlichkeit erinnern“ (52).

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