Charles Martig (58), zurzeit Direktor und Chefredaktor des Katholischen Medienzentrums kath.ch, kommt zurück zur Landeskirche Bern. Er hatte hier bis im März dieses Jahres bereits ein Mandat inne.
Sylvia Stam
Charles Martig hat den Newsroom des Katholischen Medienzentrums seit 2012 aufgebaut. Dieses betreibt unter anderem das Newsportal kath.ch. Seit Beginn war er dessen Direktor, nach dem Weggang von Chefredaktor Raphael Rauch im März dieses Jahres übernahm Martig auch die Chefredaktion.
Aufgrund dieser neuen Aufgabe gab Martig sein Mandat, das er gleichzeitig bei der Landeskirche Bern innehatte, überraschend ab. Nach nur neun Monaten nun die Kehrtwende: Charles Martig verlässt kath.ch per Ende März 2024 und kommt zurück zur Landeskirche Bern.
Konflikte bewältigen
«Ich habe Lust auf Neues», sagt Martig auf Nachfrage des «pfarrblatt». «Bei kath.ch musste ich in den letzten Jahren viele Konflikte bewältigen, es gab Angriffe auf das Newsportal, eine Mediation mit der Schweizer Bischofskonferenz und der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz, das hatte auch etwas Ermüdendes.» Sein Weggang bei der Landeskirche Bern letzten März sei gleichwohl nötig gewesen. «Nach dem Weggang von Raphael Rauch brauchte es bei kath.ch Stabilität». Darum habe er die Doppelfunktion von Direktion und Chefredaktion übernommen.
Dass dieser doppelte Hut zu Spannungen führen könnte, war er sich bewusst, wie er im März gegenüber dem «pfarrblatt» sagte: «Etwa dann, wenn ich als Direktor mit Partner:innen über Finanzfragen verhandle und am Tag danach als Chefredaktor einen kritischen Kommentar zur neusten Medienmitteilung der Bischofskonferenz verfasse.»
«Ein Glücksfall» für die Landeskirche Bern
Der Wechsel von kath.ch zur Landeskirche Bern ging laut Martig von der Landeskirche Bern aus: «Der Landeskirchenrat kam auf mich zu. Ich werde hier an meine vorherige Aufgabe anknüpfen.» Er hatte bereits von März 2022 bis Februar 2023 ein Mandat der römisch-katholischen Landeskirche Bern inne, als Projektleiter für die Kommunikation. Im Juni 2022 hatte das Landeskirchenparlament dem Aufbau eines Kompetenzzentrums Kommunikation für den Kanton Bern zugestimmt. Seit dem Weggang von Martig im März lag der Aufbau dieses Zentrums brach – mit Ausnahme der neuen Webplattform, wie die Landeskirche Bern mitteilt.
Das Mandat war laut Regula Furrer, Generalsekretärin der römisch-katholischen Landeskirche Bern, befristet mit der Option auf Verlängerung. «Wir hatten Charles Martig schon bei seinem Weggang im März signalisiert, dass wir an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert wären. Wir freuen uns nun sehr über sein Interesse an der Aufgabe bei der Landeskirche und die Wahl durch den Landeskirchenrat. Charles Martig ist für uns ein Glücksfall», so Furrer auf Nachfrage des «pfarrblatt».
Player:innen vernetzen
Neu wird Martig als Leiter Aufbau Kompetenzzentrum unbefristet und zu 100 Prozent angestellt. Nebst der Webplattform, die Teil des Kompetenzzentrums ist, wird er die Inhalte des Zentrums entwickeln und die Zusammenarbeit mit Pastoralräumen und Kirchgemeinden und mit dem «pfarrblatt» klären, so Furrer.
«Es geht darum, ein Kompetenzzentrum Kommunikation für die katholische Kirche im ganzen Kanton Bern aufzubauen», sagt Martig. Der Kanton Bern sei sehr vielseitig: Vom Berner Oberland bis in den Jura pastorale kämen verschiedene Kulturen zusammen, die Kirchgemeinden und Pastoralräume stünden kommunikativ an unterschiedlichen Orten. «Hier ist es Aufgabe der Landeskirche, die Prozesse zu unterstützen und die Player:innen untereinander zu vernetzen», so Martig.
Martig wird zu Beginn vorübergehend auch die Kommunikation der Landeskirche übernehmen, zumal der aktuelle Kommunikationsbeauftragte, Thomas Uhland, Ende Februar 2024 pensioniert wird. Diese Stelle könne erst ausgeschrieben werden, wenn das neue Stellenprofil im Zusammenhang mit dem Kompetenzzentrum klarere Konturen habe, sagt Regula Furrer.
Erste Interessent:innen für Posten bei kath.ch
Martigs Stelle bei kath.ch wird öffentlich ausgeschrieben. Ob die beiden Aufgaben der Direktion und der Chefredaktion dabei wieder getrennt würden, sei derzeit noch in Diskussion, sagt Adrian Müller, Präsident des Katholischen Medienzentrums, auf Nachfrage des «pfarrblatt». Auch eine Lösung mit internen Mitarbeitenden sei für ihn denkbar. «Wir haben gute Leute, sie sind eingeladen, sich ebenfalls zu bewerben».
Auf die häufigen Leitungswechsel bei kath.ch angesprochen, sagt Müller: «Es gibt verschiedene Würmer.» Einerseits gebe es innerkirchlich viele Spannungen, darüber hinaus habe das Katholische Medienzentrum zwei Auftraggeber: die SBK und die RKZ. Diese «tickten» nicht immer gleich.
Sorgen, dass sich die Stelle nicht besetzen lässt, hat er keine. Auf dem Markt gebe es derzeit viele Journalist:innen, und kirchliche Themen seien durchaus interessant. Dabei ist ihm journalistisches Knowhow wichtiger als theologisches, auch wenn natürlich grundsätzlich beides erwünscht sei. «Es haben sich in kurzer Zeit schon Interessent:innen sowohl für die Direktion als auch die Chefredaktion gemeldet. Der Posten scheint begehrt!», verrät Müller.