Nikolina Pinko-Behrends ist in der Pfarrei Bruder Klaus für die Kirchenmusik zuständig. Foto: Pia Neuenschwander

«Den Zustand der Seele hört man der Stimme sofort an»

Nikolina Pinko-Behrends leitet verschiedene Chöre in der Berner Pfarrei Bruder Klaus

In Bern probt Nikolina Pinko-Behrends* mit dem Kirchen-, Kinder-, Gospel- oder Ad-hoc-Chor der Pfarrei Bruder Klaus. Die Dirigentin berichtet von ihrer Arbeit mit den Sänger:innen und was Kirchenmusik für sie bedeutet.

Interview: Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Sie leiten verschiedene Chöre in der Pfarrei Bruder Klaus. Haben Sie diese übernommen?

Nikolina Pinko-Behrends: Ich habe die Chorleitung 2020 während der Pandemie aufgenommen, was für alle Chöre eine schwierige Zeit war. So habe ich unsere aktuellen Chöre neu aufgebaut. Die Leute hier sind sehr aktiv und das Herz der Pfarrei. Mittlerweile sind alle Chöre mit tollen Sänger:innen besetzt.

Wie holen Sie das Beste aus Ihren Sänger:innen heraus?

Ich mag meine Arbeit und bleibe gerne dran. So machen wir während den Proben keine Pause und verlängern manchmal auch. Bei der Werkauswahl bin ich ambitiös und suche Musik aus, die wir noch nicht aufgeführt haben. Ich möchte, dass wir etwas lernen und darauf aufbauen können. Das schwierigste, das wir bisher gemacht haben, war Dvořáks Messe in D-Dur – die Besetzung mit grossem und kleinem Chor, Soli und Orchester sowie die polyphonen Melodien und Harmonien sind nicht einfach. Auch Mendelssohns Oratorium «Elias» war anspruchsvoll und spannend.


Wie stellen Sie Ihre Programme zusammen?

Ich schaue immer, dass die Werke zur Liturgie und zu den Leuten im Chor passen. Je nach Jahr beachte ich auch Jubiläen von Komponist:innen, besondere Pfarreitage oder die Aktualität. Als wir für Karfreitag 2022 Mozarts Requiem mit dem Ad-hoc-Chor vorbereiteten, brach der Ukrainekrieg aus. Als Solist:innen konnte ich ein russisch-ukrainisches Paar, Mira Alkhovnik und Andrei Maksimov, und für die Orgel Raman Kamisarau aus Belarus engagieren. Dieser Gottesdienst war gut besucht und sehr berührend, so dass wir das Requiem zu Allerheiligen nochmals sangen, diesmal kam auch der Kirchenchor dazu.

In welche Richtung möchten Sie die Kirchenmusik in Ihrer Pfarrei lenken?

Das Publikum ist unterschiedlich, da muss ich jonglieren, balancieren und mit der Zeit gehen. Letztes Jahr haben wir ein hohes Niveau erreicht. Manche Leute kamen extra für die Musik in den Gottesdienst, andere erkundigten sich, was wir als nächstes singen. Mein Ziel ist, dieses Niveau zu halten. Nebst klassischen Chorwerken haben auch der Gemeindechoral und gute moderne Musik ihren Platz in der Kirche. Zum Beispiel wählen unsere Jugendlichen für die Firmung die Musik mit aus und bringen auch eigene Lieder ein.

Arbeiten Sie mit dem Kinderchor anders als mit Erwachsenen?

Zum Teil. Mit allen Chören singe ich ein. Das ist wie beim Sport – man muss sich aufwärmen. Die Übungen dazu sind mit Kindern und Jugendlichen relaxter. Aber alle brauchen zum Singen einen guten Boden, da insistiere ich. Beim Kirchenchor lege ich zusätzlich auch Gewicht auf die Klangfarbe und den Belcanto.


Was sind die grössten Hürden Ihrer Chöre?

Die grösste Schwierigkeit ist wie bei vielem anderen – die Zeit. Im Rahmen des Religionsunterrichts habe ich die Eltern dieses Jahr gebeten, ihren Erstkommunionkindern einen Bon für gemeinsame Zeit zu schenken und ihnen dazu in einem Brief zu schreiben, worauf sie stolz sind, was sie an ihnen lieben und was sie ihnen wünschen. Die Leute sind in ihrer Freizeit da, dafür bedanke ich mich jedes Mal bei ihnen. Während Corona sind viele Chöre eingegangen. Hier haben wir das Glück, dass alle unsere Chöre wachsen.

Was ist Kirchenmusik für Sie?

Eine Berufung! Ohne Berufung sollte man keine Kirchenmusik machen. Es gibt so viele Details, die es auch mit dem Herzen zu beachten gilt. Tut man es nicht, merken es die Leute, egal in welcher Musikrichtung. Ich bin aber nicht nur für die Musik da, sondern vor allem für Gott. Von allen Künsten ist die Musik der Seele vielleicht am nächsten. Unsere Seele ist ein Spiegel Gottes. Ihren Zustand hört man der Stimme sofort an.


Wie sehen Sie der Zukunft von Kirchenmusik entgegen?

Während Corona habe ich mir Sorgen darum gemacht. Doch ich merkte, dass die Menschen das Bedürfnis nach Livemusik haben. Selbst während der Pandemie kamen unsere Sänger:innen mit Masken zum Proben und freuten sich am gemeinsamen Gesang. Wir brauchen die Musik, sie ist universell und eine der Sprachen Gottes.

 

*  Nikolina Pinko-Behrends hat klassischen Gesang sowie Klavier, Orgel und Dirigieren an der Musikakademie in Zagreb studiert. Seit 2020 arbeitet sie in der Pfarrei Bruder Klaus als Chorleiterin und Katechetin. Sie lebt mit ihrer Familie in Belp.
Kirchenmusik in der Berner Pfarrei Bruder Klaus

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