Valentin Beck (Allianz Gleichwürdig Katholisch) und Karl Martin Wyss (Präsident Kleiner Kirchenrat Bern) diskutieren an der Synodalen Versammlung.

«Die Bischofssynode 2023 ermöglicht konkrete Reformen»

Die Synodale Versammlung stützt Anliegen des Volks

Öffnung des Weiheamtes, Mitwirkung an Entscheidungsprozessen und regionale Lösungen – so lauten die Hauptforderungen aus der Synodalen Versammlung in Basel vom letzten Wochenende. Diese verdichtete die Resultate der Umfrage «Wir sind Ohr». Die Anliegen aus dem Bistum Basel gehen nun an die Schweizer Bischofskonferenz.  

Sylvia Stam

Während 17 Stunden diskutierten am vergangenen Wochenende 82 Personen über die Resultate, die das Forschungsinstitut gfs Bern aus der Umfrage «Wir sind Ohr» vom vergangenen Herbst erstellt hatte.

Die 38 Frauen und 44 Männer waren Mitglieder der diözesanen Kommissionen, des Seelsorgerates, des Rats der Theolog:innen, Diakone und Priester sowie Gäste aus staatskirchenrechtlichen Gremien, Verbänden, Hilfswerken und aus anderen Konfessionen.

Der Schlussbericht, der nun zuhanden der Schweizer Bischofskonferenz geht, fasst die Ergebnisse des gfs nochmals in prägnanter Kurzform zusammen und stützt diese, indem für jedes der zehn Themenfelder konkrete «Anliegen* an die Synode» aufgelistet werden. 

Die bekannten «heissen Eisen»

Drei Hauptanliegen sind es, die in mehreren Themenfeldern immer wieder gefordert werden: die Gleichberechtigung von Frauen und Männern und damit die Öffnung des Weiheamtes für Frauen und Verheiratete, die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen sowie regionale Lösungen.  

«Die Kirche verliert den Anschluss an die Lebensrealität der Menschen», hält der Bericht fest, und fordert beim ersten Themenfeld (Weggefährt:innen), die Kirche müsse aus humanwissenschaftlichen und theologischen Erkenntnissen «konkrete Schlussfolgerungen für die kirchliche Lehre» ziehen, etwa im Hinblick auf die Zulassung zum Weihesakrament und die Sexualmoral. Es brauche «ein proaktives Zugehen auf diejenigen, die sich ausgeschlossen fühlen», heisst es zu Themenfeld 2 (Zuhören). Im Bericht erwähnt werden insbesondere Frauen, LGBTQI+-Menschen und wiederverheiratete Geschiedene.

«Genügend Personen weihen»

«Wenn die Feier der Eucharistie Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens ist, muss die Kirche dafür sorgen, dass vor Ort dafür genügend Personen ausgebildet und geweiht werden», fordert die Synodale Versammlung in Themenfeld 4 (Feiern). Und auch in Themenfeld 5 (Mitverantwortung in der Sendung) heisst es: «Für eine glaubwürdige Kirche ist die Gleichberechtigung aller Menschen essentiell. Deshalb ist es ein dringendes Anliegen, dass die Zulassung zu den Weiheämtern für Frauen und Verheiratete geöffnet wird.»

«Offener Dialog kennt keine Tabus. So werden auch keine Fragen als endgültig beantwortet erklärt», heisst es in Themenfeld 6 (In der Kirche und Gesellschaft den Dialog führen). Die Formulierung dürfte eine Anspielung auf eine Aussage von Papst Johannes Paul II. sein, der 1994 in seinem Schreiben «Ordinatio sacerdotalis» erklärt hatte, «dass die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und dass sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben». Auch im Bericht der Synodalen Versammlung wird  mehrmals erwähnt, dass sich eine Minderheit gegen die Öffung des Weiheamts ausgesprochen habe.

«Verantwortung teilen – Machtfülle verringern»

Bei der «Mitverantwortung in der Sendung» (Themenfeld 5) ruft die Synodale Versammlung in Erinnerung, dass die Getauften und Gefirmten «vom Geist Gottes beseelt» seien. «Deshalb ist es der Auftrag der Kirche, ihnen auch Verantwortung und Kompetenz zu übertragen».

«Verantwortung muss geteilt werden, um die Machtfülle und die Abhängigkeit von einzelnen Leitungspersonen zu verringern», fordert die Versammlung auch in Themenfeld 8 (Autorität und Teilhabe). Noch konkreter heisst es bei Themenfeld 9 (Unterscheiden und Entscheiden): «Die Kirche übt und pflegt eine Kultur der transparenten, begründeten und nachvollziehbaren Entscheidungsfindung.» Auf allen Hierarchiestufen würden Frauen und Laien gleichberechtigt einbezogen. «Entscheide dürfen nicht nur geweihten Männern vorbehalten sein» - ein Anliegen, für das 2016 eine Gruppe rund um die St. Galler Theologin Hildegard Aepli von St. Gallen nach Rom pilgerte.

«Regionale Entscheidungen ermöglichen»

Zum Austausch mit anderen Konfessionen (Themenfeld 7) wünscht die Synodale Versammlung, die Verantwortlichen möchten «auf dem Weg zur eucharistischen Gastfreundschaft mutig» weitergehen. Und die katholische Kirche solle Mitglied des ökumenischen Rats der Kirchen werden. Sie hat in diesem Gremium, das 2018 den Papst nach Genf einlud, lediglich Beobachterstatus.

Der Bericht gipfelt in einem Anliegen, das eine Hoffnung bereits als Fakt formuliert: «Die Bischofssynode 2023 ermöglicht konkrete Reformen. Es ist unverzichtbar, dass auf allen kirchlichen Ebenen Laien gleichberechtigt in die Entscheidungsfindung einbezogen werden.» Es gebe Spielregeln für Synodalität, die wichtige Entscheidungen auch auf kontinentaler, regionaler und nationaler Ebene ermöglichten.

«Themenspeicher» für das Bistum Basel

Der Bericht der Synodalen Versammlung geht nun zuhanden der Bischofskonferenz. Diese wird ihn zusammen mit den Berichten der anderen Bistümer verdichten und in die kontinentale und später weltweite Bischofssynode 2023 einfliessen lassen.

Parallel zu diesem Bericht hat die Synodale Versammlung einen «Themenspeicher» für das Bistum Basel gefüllt, heisst es im Vorwort des Berichts. Dieser enthalte Hinweis für den weitren synodalen Prozess im Bistum Basel, «der in den kommenden Monaten weitergeht». Um welche Themen es sich hier handelt, steht nicht im Bericht.

*Der Begriff «Anliegen» wurde auf Wunsch von Bischof Felix Gmür gewählt, wie dem Bericht von Redaktor Christian von Arx, Medienvertreter an der Versammlung, zu entnehmen ist: «Im Plenum gab es einen einzigen Moment, an dem der Bischof sanften Druck ausübte: Er stiess sich am Wort «Forderungen» im Schlussdokument. Das komme an den «römischen Schreibtischen» schlecht an, und es passe auch nicht zum synodalen Prozess, der auf das «Zuhören» setze.» Die Teilnehmer:innen hätten den Wunsch des Bischofs stillschweigend respektiert, weshalb nun von «Anliegen» die Rede sei.

Teilnehmer:innen aus dem Kanton Bern
Aus dem Kanton Bern waren Marie-Louise Beyeler, Präsidentin des Landeskirchenrats der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern, Judith Furrer Villa, Leiterin der Fachstelle Religionspädagogik der römisch-katholischen Landeskirche des Kantons Bern, Eberhard Jost, Pfarreiseelsorger im Pastoralraum Seeland/Ins-Täuffelen, Andrea Meier, Leiterin der Fachstelle Kinder und Jugend der katholischen Kirche Region Bern, Edith Rey Kühntopf, Regionalverantwortliche, Eveline Sagna, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Beauftragten für kirchliche und religiöse Angelegenheiten des Kantons Bern, der Christkatholik Christoph Schuler von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Kanton Bern, Bischofsvikar Georges Schwickerath, Christiane Weinande, Präventionsbeauftragten des Bistums Basel im Bereich Prävention sexuelle Übergriffe, Karl-Martin Wyss, Präsident des Kleinen Kirchenrats, der Exekutiven der römisch-katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung dabei.

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