Das Buch «mächtig stolz» blickt zurück auf 40 Jahre feministische Theologie und Frauen-Kirche-Bewegung in der Schweiz.
Von Angela Büchel Sladkovic*
Wer das Buch «mächtig stolz» liest, taucht ein in Orte feministisch-theologischer Bildung, in Initiativen und Netzwerke, in Frauengottesdienste, politische Aktionen, geschlechterbewusste Forschung und interreligiöse Frauendialoge. Das 300 Seiten starke Buch, herausgegeben von den zwei feministischen Theologinnen Doris Strahm und Silvia Strahm Bernet, dokumentiert 40 Jahre feministische Theologie und Frauenkirchenbewegung in der Schweiz. 70 Autorinnen aus unterschiedlichen Zusammenhängen wirkten mit und machen mit ihren Kurzbeiträgen ein Stück Schweizer Frauen(kirchen)geschichte sichtbar und greifbar.
Feministische Theologie
Der Begriff «Feministische Theologie» tauchte in der Schweiz in den 1970er Jahren auf. Es ging um Frauenbefreiung, um Gleichheit und «Menschenrechte für die Frauen». Wichtige Impulse lieferten Bücher wie Simone de Beauvoirs «Das andere Geschlecht» und Mary Dalys «The Church and the Second Sex».
«Zentral war meine persönliche Suche. […]
Ich sehnte mich nach der Zusammenarbeit
mit anderen Frauen, ich sehnte mich
nach einer eigenen Sprache,
nach der Möglichkeit, meine Herkunft und mein Jetzt
zu verbinden.»
Birgit Keller
Die Zusammenhänge von christlicher Theologie und Frauenunterdrückung wurden deutlich. Neben der Kritik an patriarchaler Theologie ging es immer auch um eine Neuformulierung. Lesezirkel, Tagungen, Frauenkirchenfeste und Frauensynoden – in den 1980er und frühen 1990er Jahre war die feministische Bewegung breit und stark. Es gab dieses Gefühl, nicht alleine zu sein, zusammen mit anderen etwas bewegen zu können. Und die Bewegung war witzig und kreativ. Möglich, dass Sie beim Lesen etwas die Wehmut überfällt. Dann denken Sie an den Frauenstreik 2019 und den pinken Punkt «Gleichberechtigung. Punkt. Amen».
«1976 erklärte die katholische Glaubenskongregation,
dass Frauen nie zum Priesteramt
zugelassen werden könnten,
weil Frauen aufgrund ihres Geschlechtes keine
natürliche Ähnlichkeit mit Christus hätten
und ihn schwerlich abbilden könnten.
Das war für mich ein Schock.
So bin ich zum Feminismus gekommen.»
Silvia Strahm Bernet
Die feministische Theologie hat sich mit den Jahren weiterentwickelt und ausdifferenziert in eine Vielzahl von Ansätzen und Initiativen. Es ist spannend zu sehen, wie das Buch die vielfältigen Lernprozesse rund um Antijudaismus, Rassismus und Kolonialismus dokumentiert. Feministische Theologinnen haben gelernt, Unterschiede zwischen Frauen wahrzunehmen. Frauenerfahrungen sind vielfältig und nicht allein durch das Geschlecht bestimmt. Kulturelle Zugehörigkeit, Religion, sexuelle Orientierung oder rassistische Diskriminierung spielen ebenso eine Rolle.
«Feministische Theologie hat mich ermächtigt,
von mir auszugehen und meinen Glauben
als Frau gemeinsam mit anderen zu reflektieren
und unseren Platz in unseren Religionsgemeinschaften
selbstbewusst und vorbehaltlos einzufordern.»
Esther Gisler«Eine absolute Herausforderung ist,
die vielen Problemlagen miteinander zu denken
und Verständnis aufzubringen
für sehr unterschiedliche Prioritäten
im Kampf für eine gerechtere Welt.»
Annelies Feldmann
*Angela Büchel-Sladkovic ist Theologin bei der Fachstelle «Kirche im Dialog» der katholischen Kirche Region Bern und Autorin bei «Glaubenssache online».
Hinweis: «Lustvoll Eigenes gestalten», Interview mit der Co-Autorin Silvia Strahm.
Buchvernissage
«mächtig stolz. 40 Jahre Feministische Theologie und Frauen-Kirche-Bewegung in der Schweiz»
Grusswort: Grossrätin Ursula Marti; Laudatio: Isabelle Noth, Universität Bern
Was haben wir erreicht – und was bleibt zu tun? Angela Büchel Sladkovic, Kirche im Dialog, im Gespräch mit der Mitherausgeberin Doris Strahm.
24. Mai, 18.00, in der Heiliggeistkirche Bern
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