Sr. Marthe-Françoise Bammert, Leiterin der Villa Maria in Bern, Oblatin des hl. Franz von Sales in Troyes. Foto: Pia Neuenschwander

«Es war halt kein echtes Baby»

Sr. Marthe-Françoise Bammert in der Weihnachtsserie «geschenkt»

Warum Sr. Marte-Françoise Bammert als Kind eine Puppe an einer Christbaumkerze in Brand setzte. Ein Beitrag zur Weihnachtsserie «geschenkt».

Von Sr. Marte-Françoise Bammert*

Bekommen Sie Geschenke?
Ja, wir als kleine Gemeinschaft, aber auch persönlich, bekommen hie und da von Herzen kommende, überraschende und freudebringende Aufmerksamkeiten. Meistens unerwartet und umso erfreulicher.

Gab es ein Geschenk, das Ihnen in Erinnerunggeblieben ist?
Ich war ungefähr vier Jahre alt, da äusserte ich den Wunsch, ein echtes, lebendiges Baby zu bekommen. Nicht eine Puppe, sondern wirklich etwas echt  Lebendiges. Der Heiligabend kam und nach einer kleinen vorausgegangenen Weihnachtsandacht, zusammen mit den Eltern und meinen Brüdern, wurden so nach und nach die etwas versteckten Geschenke unter dem Christbaum hervorgezaubert und uns Kindern überreicht. Schnell und überglücklich öffnete ich  mein so schön weihnachtlich verpacktes Paket. Und was kam da zum Vorschein? Eine wunderschöne Puppe mit blonden Haaren! Ich wurde sehr traurig, legte die Puppe zur Seite und fing an zu weinen. Meine Brüder konnten meine Reaktion nicht wirklich verstehen und auch meine Eltern nicht. Es war halt kein  echtes Baby. Und etwas später, in einem unbeobachteten Augenblick, hielt ich diese Puppe an die brennenden Kerzen am Weihnachtsbaum; ich wollte sie und meine Enttäuschung auf diese Weise loswerden. Zum Glück hat mein Vater es schnell gemerkt und konnte ein grösseres Unheil verhindern …

Finden Sie Schenken schwierig?
Beim Schenken zählt in erster Linie nicht der materielle Wert, sondern man möchte doch ein Zeichen der Verbundenheit, der Wertschätzung, vielleicht der Dankbarkeit, oder Freundschaft ausdrücken. Wichtiger als der Wert des Geschenks ist, dass die beschenkte Person sich darüber freuen kann. Ein Geschenk sagt: Du bist mir wichtig! Du bist mir etwas wert! Ich habe mir Gedanken über dich gemacht und darüber nachgedacht, worüber du dich freuen könntest.

Hat Schenken für Sie religiöse Aspekte?
In der christlichen Glaubenslehre hat der Brauch des Schenkens einen religiösen Hintergrund, denn für uns Christ:innen gilt die Geburt Jesu als grösstes  Geschenk überhaupt: Gott schenkt der Welt seinen geliebten Sohn. Und von wem wurde Er als erster beschenkt, wenn nicht durch die einfachen Hirten auf dem Feld. Ihr Reichtum, den sie so spontan zu verschenken hatten, war nicht Silber, nicht Gold, sondern ihre Demut, ihre Anmut des Geistes, ihr Reichtum  des Herzens, ihr Kleinsein und ihre Ehrfurcht – ihr grosses Staunen vor diesem kleinen, unscheinbaren Kind, das als der menschgewordene Gottes Sohn in unsere Welt hineingeboren wurde. Gott schenkt sich selbst. Weihnachten bietet Gelegenheit, dem einen oder anderen liebenswerten Menschen oder auch  vielleicht jemandem, der ganz vergessen, einsam, zurückgezogen lebt, vielleicht nur eine frohe Geste zu schenken. Wir können so die Geschichte des viel  grösseren Geschenks der Liebe Gottes erzählen. Da und dort können wir durch «ein kleines, stilles Zeichen liebevollen Schenkens», ein aufhellender Lichtstrahl, ein neues Hoffen in unsere dunkle, teils kalte und lieblos gewordene Welt hinaustragen und neu aufleuchten lassen.

* Sr. Marthe-Françoise Bammert ist Leiterin der Villa Maria in Bern und Oblatin des hl. Franz von Sales in Troyes.
 

Hier geht’s zur ganzen Weihnachtsserie «geschenkt».

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