Zwei von vier: die Blaue Maria des Sankt Galler Künstlers Hans Thomann und die Goldene Maria über dem Seitenaltar. Fotos: Pia Neuenschwander

Maria Himmelfahrt - hinauf auf den Hügel in Burgdorf

Maria Himmelfahrt - Weihe und Schutz. Die Jahresserie #heiligbern

Maria Himmelfahrt ist das älteste der Marienfeste. Traditionell werden Kräuter geweiht. In der Maria Himmelfahrts-Kirche in Burgdorf gibt es vier sehr unterschiedliche Marienstatuen.

von Nicole Arz

«Lichtdurchflutet steh ich da, mit offener Tür – ich, die kleine Kirche auf dem Hügel über der Stadt …» So beginnt die Meditation zur Burgdorfer Himmelfahrtskirche von Markus Buenzli-Buob, der hier viele Jahre Gemeindeleiter war.

In der Kirche gibt es nicht nur eine Maria, sondern vier: eine hoch oben an der Kirche über dem Eingang, eine in der Krippe von Betlehem, eine goldene über dem linken Seitenaltar und eine blaue im Raum der Stille. In jenem Blau, das sich überall in der Kirche wiederfindet und an die Präsenz des Himmels gemahnt.

Kräuterweihe

Weil der Legende nach die Jünger, die Marias Grab geöffnet hatten, dort nicht ihren Leichnam, sondern Blüten und Kräuter vorfanden, wurden an diesem Tag vor allem in bäuerlichen Gegenden traditionell Kräuter zu Sträussen gebunden und in der Kirche feierlich gesegnet. Auf dem Dachboden aufgehängt, sollten sie vor Krankheit, Unheil und Blitzschlag schützen.

Im Jahre 1897 erhielt die Region Burgdorf ihren ersten Pfarrer. Der Geistliche betreute laut Chronik 96 Familien zwischen Zollikofen und Aarwangen, zwischen Biberist und Trub. Und das, so heisst es in der Chronik weiter, ohne Kirche, ohne Wohnung, ohne Geld und ohne Auto (Letzeres gab es allerdings auch erst seit gut zehn Jahren).

Zumindest die Kirche liess nicht mehr lange auf sich warten: 1905 wurde sie auf dem «Gsteig», einem Hügel über der Stadt, in Nachbarschaft von Schloss und Stadtkirche, eingeweiht und steht seit ihrer Renovation 1987 unter Denkmalschutz.

Das älteste Marienfest

Maria Himmelfahrt ist das älteste der Marienfeste, im 5. Jahrhundert eingeführt und nicht zufällig am Festtag der griechischen Göttin Astraea. Die jungfräuliche Göttin verkörperte in der griechischen Mythologie Gerechtigkeit und Unschuld. Als Astraea die Welt der Sterblichen aus Abscheu vor der Verderbnis und Schlechtigkeit, die sich unter den Menschen ausgebreitet hatte, verliess, verwandelte Zeus sie in das Sternbild der Jungfrau.

«Steig herauf auf den Gsteig, ein Stück himmelwärts», heisst es in der Meditation von Markus Buenzli-Buob. Wer hinaufsteigt zur Kirche auf dem Hügel über Burgdorf, ist wohl ein Stück näher am Himmel. Und womöglich sogar an jenem Himmel, in dem die Volksfrömmigkeit und Tradition Maria sich ihren Platz zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn erobern liessen.

 


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