Ein Priester läuft Gefahr, sich für Gott zu halten, sagt der Berner Priester Nicolas Betticher. Foto: Ruben Sprich

«Sternstunde Religion» mit Berner Prominenz

Am 20. März mit Nicolas Betticher, Matthias Wirth und Doris Reisinger

Die Sendung «Sternstunde Religion» des Schweizer Fernsehens thematisiert spirituellen und sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche. Im Gespräch sind der Berner Pfarrer Nicolas Betticher, der Berner Theologieprofessor Matthias Wirth sowie die Theologin und Autorin Doris Reisinger.

Wodurch wird spirituelle und sexuelle Gewalt begünstigt? Welche Denkmuster und Traditionen in der römisch-katholischen Kirche ermöglichen solche Missstände? Wie kann man geistlichem Missbrauch vorbeugen, und wie finden Opfer ihre volle spirituelle Autonomie zurück? Solchen Fragen geht die Sendung «Sternstunde Religion» des Schweizer Fernsehens SRF am 20. März nach.

 

Laut Doris Reisinger, ehemalige Ordensfrau und Autorin, geht sexueller Missbrauch im religiösen Umfeld meistens einher mit spirituellem Missbrauch. Reisinger ist in der Sendung zu Gast, mit ihr zusammen diskutieren Nicolas Betticher, Pfarrer in der Berner Pfarrei Bruder Klaus, sowie Matthias Wirth, Assistenzprofessor für Systematische Theologie an der Universität Bern. Alle drei Gäste sind durch Publikationen zum Thema Missbrauch bekannt geworden.

Grenzverletzungen nicht mehr erkennen

In ihrem Buch «Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche» definiert Reisinger spirituellen Missbrauch als Verletzung der spirituellen Autonomie eines Menschen. Letztere sei «ein grundlegendes Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen». Wenn eine Person gezwungen werde, bestimmte Deutungen ihres Lebens zu akzeptieren, «kann sie auch leicht dazu gezwungen werden, sich alles Mögliche gefallen zu lassen».

Ähnlich argumentiert Matthias Wirth, Co-Herausgeber der Studie «Sexualisierte Gewalt in kirchlichen Kontexten».  Er kritisiert das Ethos des Gehorsams in der katholischen Kirche. Dieses könne dazu führen, «dass man dem Eigenen nicht traut: «Ich bin selbst nicht kompetent genug, meine Erkenntnisse sind begrenzt, also brauche ich eine andere Instanz.», sagt er im Interview mit dem «pfarrblatt». Das wiederum könne dazu führen, «dass man Grenzverletzungen nicht als solche erkennt.»

Identifikation des Priesters mit Gott

«Wenn spirituelle und menschliche Macht vermischt werden, kann es sehr gefährlich werden», sagt der Berner Pfarrer Nicolas Betticher in seinem Buch «Trotz allem. Macht, Missbrauch, Verantwortung in der katholischen Kirche».  Man könne dann plötzlich das Gefühl haben, der liebe Gott sei mit allem einverstanden. «Es ist letztlich die Identifikation des Priesters mit Gott.» (sys)

Sternstunde Religion am 20. März, 10.00 Uhr auf Schweizer Fernsehen SRF1.

Weitere Anlässe zum gleichen Thema:
Nicolas Betticher diskutiert sein Buch mit Franziska Driessen-Reding, Synodalratspräsidentin der Katholischen Kirche im Kanton Zürich, und Karin Iten, Präventionsbeauftragte des Bistums Chur. Moderation: Raphael Rauch, Redaktionsleiter von kath.ch, Csongor Kozma, Direktor Paulus Akademie
Di, 8.3., 19.00 Uhr, Paulus-Akademie, Zürich

Doris Reisinger referiert zum Thema Machtmissbrauch, gemeinsam mit Wolfgang Treitler, Professor am Institut für Systematische Theologie, Universität Wien. Moderation: Adrian Loretan, Professor für Kirchenrecht und Staatskirchenrecht, Universität Luzern
Mo, 14.3., 18.15 Uhr, Universität Luzern, Übertragung online

Doris Reisinger und Wolfgang Treitler erhalten den Herbert-Haag-Preis für Freiheit in der Kirche, zusammen mit weiteren Personen, die Opfer sexuellen und geistlichen Missbrauchs geworden sind, die ihre traumatischen Erfahrungen öffentlich gemacht haben oder die sich persönlich für die Aufarbeitung dieses Jahrtausend-Skandals einsetzen.
So, 13.3., 15.30 Uhr, Lukaskirche Luzern

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