"Das aktuelle Beispiel zeigt, dass wir solche Räume noch viel stärker unterstützen müssten", sagt Angela Büchel Sladkovic über das Haus der Religionen. Foto: pfarrblatt-Archiv

Zwangsheiraten: Angela Büchel nimmt Stellung

Angela Büchel Sladkovic vertritt die christlichen Kirchen im Vorstand vom Haus der Religionen.

In der Moschee im Haus der Religionen in Bern wurden Mädchen zwangsverheiratet, wie Recherchen von SRF zeigten. Angela Büchel Sladkovic, theologische Mitarbeiterin der Katholischen Kirche Region Bern und für die christlichen Kirchen im Vorstand vom Haus der Religionen, nimmt Stellung zu den Enthüllungen von Radio SRF. Das «pfarrblatt» publiziert die Stellungnahme im Wortlaut:

«Wir sind traurig und entsetzt, dass Frauen gegen ihre Willen zu religiösen Heiraten gezwungen wurden – und dies im Haus der Religionen als einem Ort, der für die gemeinsamen ethischen Werte des Glaubens und des Zusammenlebens geschaffen wurde.

Gleichzeitig sind wir dankbar, dass dank Fachstellen wie «Zwangsheirat» und kritischem Journalismus solche Menschenrechtsverletzungen publik werden. Deshalb arbeitet das Haus der Religionen ja auch mit entsprechenden Expert:innen zusammen, zum Beispiel an einer Tagung vom 10. Dezember zu Geschlechtergewalt im Migrationszusammenhang.

Engagierte Menschen aus der Katholischen Kirche tragen seit den 1990er-Jahren die Vision eines Berner Hauses der Religionen mit. Sowohl die römisch-katholische Landeskirche des Kantons Bern wie die Katholische Kirche Region Bern engagieren sich ideell und finanziell stark für diesen Ort des Dialogs der Kulturen.

Seit der Eröffnung 2014 ist es dem Haus der Religionen gelungen, verschiedene Religionsgemeinschaften aus Garagen, Hinterhöfen und anderen unwürdigen Gottesdiensträumen herauszuholen – fünf von ihnen sind heute mit einem eigenen religiösen Raum im Haus der Religionen daheim. Sie sind aus dem Schatten getreten und nun an einem belebten städtischen Ort im öffentlichem Raum sichtbar. Dabei ist das Haus zu einem Ort des Austausches, der Sensibilisierung und des Lernens geworden, gerade bei Fragen von Migration und Kultur.

In der Moschee im Haus der Religionen wurden nun offenbar Zwangsehen geschlossen, ohne Wissen des zuständigen islamischen Vereins. Das macht uns besonders betroffen, weil dieses einzigartige Haus einer der wenigen Orte ist, wo solche Themen ernsthaft diskutiert und angepackt werden. Deshalb stehe ich als Vertreterin der Katholischen Kirche weiterhin voll hinter dem Haus der Religionen – eigentlich zeigt das aktuelle Beispiel, dass wir solche Räume und Initiativen noch viel stärker unterstützen müssten.» sys

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