Viele Katholik:innen können es nicht mehr hören: die vielen Missbrauchsfälle. Wie gehen Sie damit um? Foto: iStock

«Ich kann es nicht mehr hören»

Wie gehen Sie mit den Missbrauchsskandalen in der katholischen Kirche um?

Missbrauch über Missbrauch in der katholischen Kirche. Es ist zum Kotzen. Wie gehen Sie mit diesen Skandalen um? Das fragt "pfarrblatt"-Redaktorin Sylvia Stam in ihrem Kommentar.

Mir graut vor dem 12. September. An diesem Tag wird die gesamtschweizerische Pilotstudie zu Missbrauch veröffentlicht.

Vielleicht hängen Sie jetzt ab, wenn Sie dieses Wort lesen. Verständnis habe ich nicht dafür, aber ich kann es nachvollziehen. Auch ich kann es nicht mehr hören: Jüngst wieder eine Missbrauchsstudie in Freiburg im Breisgau. Wieder Hunderte Betroffene. Wieder Dutzende Vertuschungen. Und vor allem: Wieder diese Betroffenheitsbeteuerungen von Verantwortlichen. Es ist zum Kotzen.

Ruedi Heim, Leitender Priester im Pastoralraum der Region Bern, sagte dazu im «Wort zum Sonntag» auf SRF, er erwarte für die Schweizer Studie ähnliche Resultate.

Auch in der Schweiz wird es in der Folge zu einer Welle von Kirchenaustritten kommen. Menschen, die sich enttäuscht von einer Institution abwenden, die den Schutz der Schwächsten mit Füssen tritt. Und die damit Verrat am Evangelium begeht.

Die Missbrauchsstudien zur Kenntnis zu nehmen, nicht wegzuschauen, sondern auszuhalten, was hier an unsäglichem Leid zugefügt wurde, ist das Mindeste, was ich für Betroffene tun kann. Auch deshalb schreibe ich darüber, weil ich nicht schweigen kann. Auf die Gefahr hin, dass Sie abhängen.

Das haben Sie offensichtlich bis hierher nicht getan. Darum möchte ich Sie fragen: Wie geht es Ihnen angesichts der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche? Wie gehen Sie mit dem Entsetzen um, das jede neue Studie vermutlich auch bei Ihnen auslöst? Wie gelingt es Ihnen, weiterhin Mitglied dieser Kirche zu sein? Was können Sie als Pfarreiangehörige, was kann ich als Redaktorin angesichts dieser Missstände tun?

Auf Ihre Antworten freut sich
Sylvia Stam, Redaktorin

Sylvia.stam@pfarrblattbern.ch


Lesen Sie dazu auch:
«Als Priester ist es mir manchmal zum Davonlaufen zumute»
Biblische Texte können Gefahren bergen
Von der Verharmlosung in Übersetzungen

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.