Mustafa Memeti im Jahr 2015. Foto: Screenshot youtube/SRF

Imam des «Hauses der Religionen» tritt zurück

Zwangsheiraten - Mustafa Memeti zieht Konsequenzen

Das Berner Haus der Religionen gilt als Leuchtturm des interreligiösen Dialogs. Allerdings sorgten Zwangsheiraten in der Moschee für Empörung. Der verantwortliche Imam tritt nun auf Ende April zurück.

Mitte November 2022 wurde bekannt, dass im Haus der Religionen in Bern Zwangsheiraten stattgefunden haben. Ein unbekannter Imam hatte Paare vermählt, die nicht zivilrechtlich verheiratet waren. Das ist in der Schweiz verboten.

Vorschriften missachtet

Auch der Imam der Moschee im Haus der Religionen, Mustafa Memeti, hatte es mit den Vorschriften betreffend Eheschliessung nicht so genau genommen, wie er im November gegenüber kath.ch sagte. Zwangsehen seien ein «abscheuliches und grosses Verbrechen», schreibt Memeti nun in einer Mitteilung, die am Mittwoch auf der Webseite des Muslimischen Vereins Bern publiziert wurde.

Weil nicht bekannt ist, wer die Zwangsehen durchgeführt hat, hat das Haus der Religionen juristische Schritte eingeleitet und Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

«Keine Hinterhofmoschee»

Es sei wichtig, dass die Ereignisse publik geworden seien, so Memeti weiter. Denn die Moschee im Haus der Religionen sei keine «Hinterhofmoschee», sondern eine wichtige muslimische Institution und ein Ort, wo die Öffentlichkeit «hinschauen» könne und müsse. Für die Etablierung eines Schweizer Islams brauche es muslimische Gemeinschaften, die öffentlich Verantwortung übernehmen und sich «nicht in Parallelwelten zurückziehen».

Verantwortung für «Organisationsmangel»

Er wolle deshalb «für den Organisationsmangel» Verantwortung übernehmen, schreibt der Imam. Memeti hat sich demnach entschieden, als Imam des Muslimischen Vereins Bern per Ende April zurückzutreten. Seinen Rücktritt werde er am Samstag den Mitgliedern des Vereins an deren Versammlung formell bekanntgeben.

Kein Druck durch Haus der Religionen

Sein Schritt sei ein individueller Entscheid, sagt Memeti am Donnerstag zu kath.ch. Das Haus der Religionen habe auf ihn keinen Druck ausgeübt. Und seine Gemeinde bedauere seinen Entschluss, als Imam zurückzutreten.

Weitere Gründe für Rücktritt

Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte Memeti, mehrere Faktoren hätten ihn zum Rücktritt bewogen. Sein Alter – er ist 62-jährig – und seine jahrzehntelange Arbeit als Imam seien zwei Gründe. Dazu komme die grosse Arbeitslast innerhalb des muslimischen Vereins und im Haus der Religionen. sda/kath.ch

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